Stadtplanung in Neuss Vier Varianten für den Wendersplatz

Neuss · Die Politik steht vor der Entscheidung, welche Nutzungen der Ideenwettbewerb berücksichtigen soll. Sie konnten sich am Dienstag Abend nicht entscheiden. Das soll nun am 9. Juni geschehen.

 Das Interesse der IHK, am Wendersplatz ein Weiterbildungszentrum zu errichten, kommt in allen vier Nutzungsvarianten vor.

Das Interesse der IHK, am Wendersplatz ein Weiterbildungszentrum zu errichten, kommt in allen vier Nutzungsvarianten vor.

Foto: Wichmann Architekten Ingenieure GmbH

Ein Neubau der IHK Mittlerer Niederrhein auf dem Wendersplatz, in dem die Kammer ihre Geschäftsstelle plus Weiterbildungszentrum unterbringen möchte, gilt offenbar als gesetzt. In allen vier Nutzungsvarianten, die Kunibert Wachten am Dienstagabend im Planungsausschuss als Ergebnis des bisherigen Diskussionsprozesses vorstellte, ist das IHK-Vorhaben die große Konstante. Die große Variable hingegen ist das Clemens-Sels-Museum, das Wachtens Planungsbüro in unterschiedlichen Abstufungen in den Varianten berücksichtigt.
    Angesichts der große Bandbreite, die die Nutzungsvarianten abdecken, konnten sich die Politiker am Dienstag auf keine von ihnen festlegen. Das soll nun am 9. Juni geschehen, damit im Anschluss ein zweistufiger Wettbewerb starten kann. Phase I soll im Dezember abgeschlossen sein. Bis dahin sollen die teilnehmenden Büros städtebauliche Ideen für eine Umsetzung der favorisierten Nutzungsvariante und einen handfesten Vorschlag zur Frage vorlegen, wie dem Hessentordamm seine trennende Wirkung zwischen Markt und Wendersplatz genommen werden kann. In Phase II geht es dann im kommenden Jahr um, so Wachten, die Qualifizierung der Hochbauaufgaben. Also die Architektur, die – so ist aus den Nennungen einer Online-Bürgerbefragung klar herauszulesen – hochwertig sein soll.
    Die Online-Befragung war neben breit angelegten Expertengesprächen ein Element, mit dem das Planungsbüro „Scheuvens + Wachten“ mögliche Nutzungen für den Platz identifizieren sollte. Einige Bürgeranregungen wurden bei der Abwägung aber verworfen. So die Freilegung des Erftkanals („zu tief“), eine Untertunnelung oder Überbrückung des Hessentordamms („ausgeschlossen“) oder der Verzicht auf neue Bürogebäude. Auf Roland Kehls (Grüne) Nachfrage, warum die IHK trotzdem berücksichtigt ist, antwortete Wachten mit zwei Hinweisen. Erstens, weil eine breite Nutzung das Ziel sei und dem Baustein Aus- und Fortbildung dabei wichtige Bedeutung zukomme. „Junge Leute an den Standort ziehen – daraus resultiert auch ein Interesse der Hochschule Niederrhein an dem Standort“. Zweitens investiert die IHK privatwirtschaftlich 9,5 Millionen Euro, während alle anderen Bausteine durch die öffentliche Hand finanziert werden müssten. „Investitionsmasse abfedern“ nannte Wachten das.
    Öffentliche und noch dazu kostenlose Parkplätze wird es künftig am Wendersplatz nicht geben. Da decken sich Bürgerwille und Absicht der Planung. Doch für Nutzer, Mieter oder Besucher sind Stellplätze nötig. Wachten sprach von mindestens 100, die in einer Tiefgarage entstehen könnten.
    Ein Rückbau der Hafenbahn-Gleise, den die Bürger mehrheitlich wünschen, ist nicht Teil des Wettbewerbs. Das Ergebnis soll mit und ohne Gleise funktionieren, heißt es aus dem Rathaus.
    Für die vielfältige Nutzung, die den Planern zur Ergänzung des City-Angebotes vorschwebt, gehören – neben der IHK – immer:  eine Multifunktionshalle (500 Plätze), Gastronomie, ein Haus der Kulturen und eine Dependance der Stadtverwaltung für „publikumsintensive Bürgerdienste“. Das Museum kommt gar nicht vor, nur mit einer Ausstellungshalle oder mit einer Dependance. Eine Variante sieht auch den Vollumzug vor. Nur wirft das eine neue Frage auf: Was wird aus dem Museumsbau am Obertor?