Automobilzulieferer kämpft mit Kurzarbeit Pierburg sucht Wege aus der Krise

Automobilzulieferer kämpft mit Kurzarbeit · Neuss Pierburg wird 100 Jahre alt, aber die Party fällt erst einmal aus: Der Neusser Automobilzulieferer kämpft mit Kurzarbeit, Investitionsstopp und Kostenbremse gegen die Wirtschaftskrise an. 2010 will sich das Unternehmen dennoch in der Gewinnzone zurückmelden.

Neuss Pierburg wird 100 Jahre alt, aber die Party fällt erst einmal aus: Der Neusser Automobilzulieferer kämpft mit Kurzarbeit, Investitionsstopp und Kostenbremse gegen die Wirtschaftskrise an. 2010 will sich das Unternehmen dennoch in der Gewinnzone zurückmelden.

"Es hätte es ein tolles Jahr werden können - Pierburg wird in diesem Jahr 100, Kolbenschmidt im nächsten", eigentlich hatte Dr. Gerd Kleinert, Vorstandschef der Kolbenschmidt Pierburg AG, eingeladen, um wie üblich drei Monate vor der Auto-Messe IAA die Neuheiten des Automobilzulieferers zu präsentieren. Doch im Jahr der großen Krise ist alles anders. Schon 2008 - verursacht vor allem im vierten Quartal - musste Kolbenschmidt Pierburg einen Umsatzeinbruch von rund 200 Millionen Euro verkraften, ein Minus von 8,6 Prozent - und da hatte die Finanz- und Wirtschaftskrise gerade erst begonnen.

"Wir haben - voll im Trend - einen dramatischen Absturz erlebt", kein Wunder, dass Kleinert derzeit der Kopf nicht nach einer großen Sause zum Hundertjährigen steht. Von Januar bis Mai wurden weltweit 32 Prozent weniger Autos produziert, in Deutschland waren es 25 Prozent, für den amerikanischen Kontinent weist die Statistik sogar ein Minus von 49 Prozent aus.

Der Automobilzulieferer mit Stammsitz in Neckarsulm bei Heilbronn, zu dem auch die Pierburg-Werke in Neuss und Nettetal gehören, zog drastische Konsequenzen: In des USA und Mexiko wurde je ein Standort der Kolbensparte geschlossen. Weltweit wurden 1500 Mitarbeiter, davon 570 Zeitarbeitskräfte, entlassen, seit Januar wird von 6000 Beschäftigten rund um den Globus kurz gearbeitet. Um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, hatten auch die rund 800 Beschäftigten in Neuss im letzten Quartal 2008 Urlaube und Überstunden abgebaut. Teils wurden Werke sogar zeitweise geschlossen. Konzernweit ist ein weiterer Abbau von rund 1000 Stellen geplant.

Parallel dazu tritt das Unternehmen auf die Kostenbremse: Fix- und Gemeinkosten sollen um über 50 Millionen Euro reduziert werden. Dafür wird zum Beispiel auf IT-Dienstleistungen, Reisen und Beratung verzichtet.

Investitionen (2008: 138 Millionen Euro, das sind 6,7 Prozent des Umsatzvolumens) werden in 2009 um 40 Prozent reduziert. Das Investitionsvolumen wird damit im laufenden Jahr deutlich unter den Abschreibungen liegen.

Pläne für den Aufbau einer neuen Produktion in Rumänien sind auf Eis gelegt. Ein Grundstück ist zwar schon gekauft, bebaut wird es aber erst, wenn die Nachfrage wieder steigt. Eine neue Fabrik in Indien ist zwar fertig, steht derzeit aber still. Dennoch schaut Kleinert nicht ohne Optimismus in die Zukunft. Auch wenn verlässliche Prognosen schwer zu bekommen seien - "es wird viel in der Glaskugel gelesen" - deuteten die Zahlen von Experten darauf hin, dass die Fahrzeugproduktion 2010 wieder anziehen wird. Das auf die Branche spezialisierte Marktforschungsunternehmen CSM rechnet für 2010 mit einer Produktion von weltweit 58,4 Millionen Fahrzeugen. Das entspricht einem Plus von 11,9 Prozent nach dem für 2009 erwarteten Tiefststand von 52,2 Millionen.

Mehr zum Thema lesen Sie in der Freitagausgabe (19. Juni 2009) der Neuß-Grevenbroicher Zeitung.

(NGZ)
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