Neuss Pierburg auf Case-Gelände?

Neuss · Der Automobilzulieferer Pierburg sucht Alternativstandorte für seine Fertigung und ist am Case-Gelände im Hafen interessiert. Die Stadt will das Unternehmen halten und gibt ihm gegenüber einem zweiten Bewerber den Vorzug.

Die Firma Pierburg erwägt, ihre Fertigung von der Düsseldorfer Straße zu verlegen. Eine Option: Das ehemalige Case-Gelände auf der Hafenmole I. Das bestätigten am Montag übereinstimmend Bürgermeister Herbert Napp und Unternehmenssprecher Folke Heyer. Doch während Napp aus Sicht der Stadt betonte, man habe "höchstes Interesse" das Unternehmen am Standort zu halten, machte der Pierburgsprecher klar: Entschieden ist der Fall noch nicht.

Der renommierte Automobilzulieferer Pierburg ist am Standort Neuss mit seiner Verwaltung, der Entwicklungsabteilung und der Fertigung vertreten. Alles zusammen 900 Mitarbeiter, davon ein Drittel in der Produktion. Um sie geht es, denn schon im kommenden Jahr läuft der Mietvertrag für die derzeit genutzten Fabrikationsgebäude aus.

Vor diesem Hintergrund prüfe Pierburg, so Heyer, "alle existenten Möglichkeiten, wo wir Produktion weiterführen können". Das könne auf dem Case-Gelände sein, aber auch am alten Standort. Denkbar sei aber auch, die Fertigung an einem anderen Standort am Niederrhein aufzubauen. Das müsse nicht Nettetal sein, wo Pierburg auch ansässig ist.

Schon länger als mit Pierburg verhandelt die Stadt bereits mit der Firma Corus Degels, einem Spezialisten für oberflächenveredeltes Feinblech, der schon seit Jahren auch an der Königsberger Straße im Hafen ansässig ist.

Hinter dieser Firma steht der indische Konzern Tata Steel. Für diesen Ansiedlungswunsch versucht die Stadt aktuell, eine Alternative zum Case-Gelände zu entwickeln, sagte Napp. Aber ein Memorandum sichert dem Interessenten Pierburg eine Exklusivität für die ganze Fläche.

Wichtigste Voraussetzung für alle Gespräche war, dass die Stadt wieder Besitzer der ehemaligen Industriebrache des Case-Geländes ist. Das hatte sie 2008 für acht Millionen Euro an den Stahlkonzern Arcelor-Mittal verkauft, der allerdings Ende 2010 seine Pläne begraben musste, seine Deutschlandzentrale nach Neuss zu verlegen. Das Areal wurde zurückgekauft. Dabei, so Napp, habe die Stadt "einen schönen Schnitt gemacht."

Im Laufe der Gespräche wurde mit Pierburg auch schon über Details gesprochen. So wurden zwei Erschließungsvarianten erarbeitet. Eine, so Napp, sieht eine Brücke über das Hafenbecken I nördlich des UCI-Komplexes vor. Das würde das Werk auch für Pendler, die mit der Bahn kommen, gut erreichbar machen.

Im jüngsten Gespräch vergangenen Freitag wiederum ging es vor allem um Fragen des Hochwasserschutzes. Pierburg als Zulieferer der Autoindustrie müsse auch dann produzieren können und erreichbar sein, wenn ein Jahrhunderthochwasser Teile des Hafens flutet. Um das zu erreichen, könnte das Areal aufgeschüttet werden. Diese Gespräche drücken aber keine Vorentscheidung aus, betont Heyer.

(NGZ)
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