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Neuss Pianist Alexej Gorlatch macht aus Zeughauskonzert ein Erlebnis

Neuss · Es war reiner Zufall. Aber wer wollte, konnte in den vergangenen sechs Tagen ein "Klavierfestival Neuss" erleben. Die deutsch-japanische Pianistin Mariko Sudo zelebrierte im Marienberg-Forum "Sinnesrausch" zum Auftakt, der Finne Henri Sigfridsson spielte mit der Deutschen Kammerakademie Neuss "Klavierquintett" und der Ukrainer Alexej Gorlatch war jetzt umjubelter Solist im Zeughauskonzert.

1988 in Kiew geboren, lebt der junge Pianist seit seinem dritten Lebensjahr in Deutschland, und gilt spätestens seit dem Gewinn des ersten Preises plus Publikumspreis sowie vier weiterer Sonderpreise beim ARD-Musikwettbewerb 2011 als absolutes Ausnahmetalent und großer Hoffnungsträger unter den jungen Pianisten. Inzwischen gibt der 26-Jährige selbst Meisterkurse.

Zu seinen Lieblingskomponisten zählt Ludwig van Beethoven, den er "gern einmal selbst spielen gehört hätte". Aber gleich all seine bekanntesten Sonaten an einem Abend im Zeughaus zu präsentieren, zeugt von grandiosem Selbstbewusstsein des jungen Musikers.

Die "Grand Sonate pathétique", wie Beethoven seine "Sonate c-Moll op. 13" nannte, machte den Auftakt. Gleich beim tragischen Impuls des "Grave" wurde deutlich, dass hier ein Interpret saß, der mit äußerster Hingabe meditierte, Höhepunkt und Absturz im "Allegro" detailversessen wiedergab, im populären "Adagio cantabile" feine Nuancen setzte und das "Rondo" geradezu puristisch der Stimmung des Werkes anpasste.

Seine mit intensiven Studien verbundene Absicht, "die Botschaft eines Stückes an das Publikum zu bringen", gelang auch vollkommen in der "Sonata quasi una fantasia" cis-Moll, op. 27,2, die erst nach Beethovens Tod den Beinamen "Mondscheinsonate" bekam. Dabei hat das einleitende "Adagio sostenuto" in der intellektuellen Interpretation von Alexej Gorlatch eher den Charakter eines Trauermarsches mit verhaltenem Trost im Scherzo und einem all das überwindenden Finale. Dabei störte nicht, dass es "prestissimo" gespielt wurde, bei allem virtuosen Temperament und herausragender Anschlagskultur behielt Alexej Gorlatchs Spiel klarste Artikulation.

Nach der "Sturmsonate" wurde für viele Zuhörer im gut besuchten Zeughaus die seltener zu hörende "Sonate As-Dur" op. 110 aus der letzten Schaffensperiode des Komponisten zum Höhepunkt. Der feierliche Beginn erinnert an Beethovens zur gleichen Zeit entstandenen "Missa solemnis", das tiefe Leiden im Lamento-Adagio wurde in Gerlatchs Spiel unmittelbar mitfühlbar, die dreistimmige Fuge "di nuova vivente" ermuntert zu neuem Leben. Dreimal steigert der geniale Pianist das Thema zum festlichen Hymnus. Ein Erlebnis!

(Nima)
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