Neue CD aus Neuss Kammermusikalischer Ausflug in die ruhigen Gefilde des Jazz

Neuss · Nach langer Pause hat Philipp van Endert wieder eine CD als Bandleader vorgelegt – mit André Nendza am Bass und Christian Kappe am Flügelhorn.

 Philipp van Endert (M.) hat mit Christian Kappe (r.) und André Nendza die CD „Cartouche“ eingespielt.

Philipp van Endert (M.) hat mit Christian Kappe (r.) und André Nendza die CD „Cartouche“ eingespielt.

Foto: Thomas Krüsselmann

Philipp van Endert ist immer für eine Überraschung gut. Die erste: Nach fünf Jahren, in denen der 49-Jährige als Begleitmusiker, Produzent und Veranstalter unterwegs war, legt er mit „Cartouche“ wieder eine CD als Bandleader vor. Die zweite ist die Besetzung, in der die acht größtenteils aus seiner Feder stammenden Stücke eingespielt wurden: Ein Jazztrio ohne Schlagzeug – kann das überhaupt funktionieren?

Es kann. Dass es funktioniert, beweisen Philipp van Endert (Gitarre), André Nendza (Bass) und Christian Kappe (Flügelhorn und Trompete) in exzellenter Manier. Herausgekommen ist eine Art kammermusikalischer Ausflug in die eher ruhigen Gefilde der Jazz-Landschaft, eine Musik zum Zuhören, Augenschließen und Träumen– ohne dass es ein Ausflug ins Seichte würde. André Nendzas kraftvolle Arbeit am Bass ersetzt eine komplette Rhythmusgruppe mit Leichtigkeit. Philipp van Enderts markanter Gitarrensound, den man sofort erkennen würde, ohne dass sein Name auf dem Label steht, und das ruhige Flügelhornspiel von Christian Kappe begleiten es mit ihren lyrischen Dialogen.

Mal verschmelzen die so unterschiedlichen Klänge zu einem Ton, mal heben sie sich eher dissonant voneinander ab. Mal führt die Gitarre die Melodielinie und das Flügelhorn folgt ihr, mal ist es umgekehrt. Nur eines ist es nie: langweilig. Sechs der acht Stücke hat Philipp van Endert komponiert, darunter das mehr als zehnminütige Intro, das der gesamten CD ihren Namen gegeben hat. K & The Waves, das „funkigste“ Stück der Aufnahme, hat er gemeinsam mit Brett Wilmott, seinem Gitarrenlehrer am Berklee College of Music, geschrieben. André Nendza steuert „Wait A Second“ bei. Das Album endet mit der einzigen Fremdkomposition, „Peace“ von Horace Silver, bei der man dessen virtuoses Klavierspiel überhaupt nicht vermisst. Am 10. Oktober präsentiert Philipp van Endert „Cartouche“ in der Alten Post - man darf sich jetzt schon darauf freuen.

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