Neuss Pferdemist soll Strom liefern

Neuss · Im Neusser Hafen planen Unternehmer aus Monheim ein Kraftwerk, das mit dem Mist aus den Reitställen der Umgebung Strom erzeugt. Die Reitvereine sind begeistert, das Amt für Wirtschaftsförderung ist skeptisch.

 Angelika Quiring-Perl vom RSV Neuss-Grimlinghausen: "Den Pferdemist müssten wir sonst teuer entsorgen."

Angelika Quiring-Perl vom RSV Neuss-Grimlinghausen: "Den Pferdemist müssten wir sonst teuer entsorgen."

Foto: A. Woitschützke

Alexander Voigt kennt das schon: Mehr oder weniger dicke Limousinen fahren vor, denen Unternehmer entsteigen, "die aus Abfällen alles mögliche machen wollen." Schon häufig hat er das in seiner kurzen Zeit als Immobilien-Manager der Neuss-Düsseldorfer Häfen erlebt, doch das Projekt, das Daniel Keysers und Holger Wirtz planen, erscheint vergleichsweise konkret: Strom und Wärme aus Pferdemist wollen die Monheimer an der Hansastraße in Neuss erzeugen und haben dazu eine Machbarkeitsstudie bei einem Ingenieurbüro in Auftrag gegeben. Ans Netz soll ihre Anlage spätestens Ende 2013 gehen.

Die Reaktionen auf dieses Projekt fallen unterschiedlich aus. In Reitställen, wo sich die Idee schon herumgesprochen hat, wird gejubelt. "Den Pferdemist, den wir sonst teuer entsorgen müssten, nimmt uns die Firma kostenlos ab", freut sich Angelika Quiring-Perl für den am Nixhof beheimateten RSV Neuss-Grimlinghausen. Im Amt für Wirtschaftsförderung aber betrachtet man das Vorhaben eher skeptisch. "Die Genehmigung wird aufgrund der Abstände zur Wohnbebauung schwer durchzusetzen sein", unkt Frank Wolters. Ein Kleintierkrematorium, das aus eben diesem Grund im Hafen nicht genehmigungsfähig war, ist sein Paradebeispiel für dieses Argument. Andererseits, gibt Voigt zu bedenken: "Wenn nicht im Hafen – wo denn dann?"

Das Pferdemist-Kraftwerk ist als ein weiterer Beitrag zur Energiewende zu sehen. Strom aus regenerativer Energie, die zudem jederzeit in ausreichender Menge verfügbar ist, wie Holger Wirtz betont, einer der geschäftsführenden Gesellschafter der jungen Firma "Equilution". Er rechnet für den Betrieb des Kraftwerkes mit einem Bedarf von 30 000 Tonnen jährlich, den er in den Ställen der Umgebung decken will. "Die Pferdedichte im Rheinland ist ausreichend hoch", sagt er. Auch aus Gründen der Logistik soll dieses besondere Bio-Kraftwerk daher im Neusser Hafen entstehen.

Aktuell sind die Monheimer dabei, Kapital einzusammeln. Acht Millionen Euro wollen sie investieren, bei 2,5 Millionen Euro geht das Projekt an den Start. In das können auch private Geldgeber einsteigen. Geplant ist eine Anlage, in der durch Verbrennung Dampf erzeugt wird, der dann eine Turbine treibt. Zwei Megawatt-Stunden Strom soll die Anlage erzeugen, die ins Netz eingespeist werden. Hinzu kommt Wärme, die "Equilution" unter anderem den Stadtwerken anbieten möchte. Ob es dafür einen Markt gibt, ist eine noch offene Frage. Geschlossen ist dagegen die Anlage selbst, so dass Wirtz bei der Genehmigung keine Probleme befürchtet: "Für die Einhaltung der Grenzwerte bürgt der Anlagenhersteller."

(NGZ)
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