Neuss Pfadfinder fördern Völkerverständigung

Neuss · Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg pflegt von Neuss aus den Kontakt mit den französischen Scouts.

 In Berlin trafen sich Vorstände deutscher und französischer Pfadfinderverbände um diese Partnerschaft weiterzuentwickeln.

In Berlin trafen sich Vorstände deutscher und französischer Pfadfinderverbände um diese Partnerschaft weiterzuentwickeln.

Foto: DPSG/S. Ellert und M. Scholl

95 000 Pfadfinder in Deutschland und 70 000 in Frankreich — zusammen bilden sie eine große Armee der Völkerverständigung. Deren Freundschaft ist älter als der Elysée-Vertrag und der Beginn der deutsch-französischen Aussöhnung vor 50 Jahren. Er geht auf das "Pfadfindertreffen des Friedens" im Jahr 1947 zurück. Wie diese mehr als 65 Jahre währende Freundschaft weiterentwickelt werden kann, war das Thema bei einem Treffen der Vorstände beider Verbände in Berlin.

Neuss: Pfadfinder fördern Völkerverständigung
Foto: Bildnachweis (zwingend): DPSG / Michael Scholl

Mit dabei war Dominik Naab, der neue Bundesvorsitzende der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg. Er hat erst Anfang Februar sein Amt in der DPSG-Zentrale im alten Holzheimer Krankenhaus angetreten. "Die Freundschaft zu den französischen Pfadfindern ist für uns etwas ganz Besonderes. Sie bietet Kindern und Jugendlichen die außergewöhnliche Erfahrung, nicht kulturelle Unterschiede, sondern die vielen Gemeinsamkeiten unserer beiden Nationen zu erleben", sagt Naab, für den die deutsch-französische Partnerschaft eine eine tragende Säule Europas und damit wichtiger denn je ist.

In Berlin wurden auch Zukunftspläne gemacht. Zum traditionellen Pfingstzeltlager erwartet der Bundesvorstand 4000 Pfadfinder aller Altersstufen, darunter auch viele Freunde aus Frankreich. Und im August planen der DPSG-Bundesvorstand und die Scouts et Guides de France (SGDF) eine Europakonferenz. Europa dürfe nicht nur im Bereich der Finanzen miteinander agieren, erklärt Andreas Bierod, Referent der Bundesleitung, den Hintergrund.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das besiegte Deutschland von allen internationalen Treffen ausgeschlossen. Aus Protest und um zu zeigen, dass es sie gibt und sie für ein anderes Deutschland stehen, reisten die deutschen Georgspfadfinder trotzdem nach Frankreich — unter anderem zum "Pfadfindertreffen des Friedens" nach Moisson. Allerdings blieben sie isoliert und mussten außerhalb eines Zaunes zelten, erinnert Bierod an die Anfänge der deutsch-französischen Freundschaft. "Es heißt, dass dann ein paar Franzosen Zäune niedergerissen haben und die Deutschen ermutigten, das Jamboree-Gelände zu betreten", sagt er. Ein Anfang war gemacht. Es folgten Briefkontakte und Jugendbegegnungen, die bis heute anhalten.

Jüngstes Beispiel war das Europa-Camp, das der Weckhovener Pfadfinderstamm "Alfred Delp" im vergangenen Jahr auch mit Pfadfindern aus der Partnerstadt Châlons organisierte. "Unser Ziel war, dass sich die Jugendlichen mit der Idee Europas und der Europäischen Union auseinandersetzen", erinnert rückblickend Stammesleiter Stephan Kiener, der die Pfadinder dem internationalen Denken eng verbunden sieht. "Das unterstützen wir, wo wir können."

Die Freundschaft der Pfadfinder beider Nationen wurde nach der Unterzeichnung des Elysée-Vertrages durch die Gründung des Deutsch-Französischen Jugendwerkes auf eine neue Stufe gehoben. Die regelmäßigen Vorstandskonsultationen aber blieben fester Bestandteil der Pfadfinder-Zusammenarbeit. "Wenn diese Kooperation funktioniert", erklärt Bierod mit Blick auf die Geschichte, habe das immer einen positiven Effekt auch auf andere europäische Verbände.

(NGZ/ac)
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