Neuss Pfadfinder erleben Europa

Neuss · Die Stadt und der Stamm Alfred Delp haben zum ersten Mal Jugendliche aus Neusser Partnerstädten zu einem EU-Camp eingeladen. Daniela Tillenburg begleitet das Projekt, das Europa im Großen und im Kleinen zeigt.

 Jugendliche aus drei Partnerstädten machen im EU-Camp zusammen Urlaub, diskutieren, spielen und lernen zusammen.

Jugendliche aus drei Partnerstädten machen im EU-Camp zusammen Urlaub, diskutieren, spielen und lernen zusammen.

Foto: D. Tillenburg

Postkarten aus dem Urlaub schreiben — das war früher. Selbst die Pfadfinder der Gegenwart richten lieber eine Facebook-Seite im Internet ein, um die Lieben daheim wissen zu lassen, dass das Essen gut und das Wetter durchwachsen ist. "Aber eben nicht nur das", betont Daniela Tillenburg, die ihr erstes Pfadfinderlager mitmacht, und zwar als Webmaster. Was sie täglich im Netz zu erzählen hat, hat eine didaktische, eine politische, ja, eine europäische Dimension. Denn Tillenburg, bei der Stadt zuständig für die internationalen Kontakte, nimmt teil am ersten Neusser EU-Camp.

Neuss: Pfadfinder erleben Europa
Foto: frei

Jugendliche aus Neuss, der kroatischen Partnerstadt Rijeka und dem befreundeten Bolu — die türkische Partnerstadt Nevsehir hatte auf eine Anfrage aus Neuss nicht reagiert — machen eine Woche gemeinsam auf einem Platz im bayerischen Beiersbrunn Urlaub. Sie lernen viel von- und übereinander und viel über Europa. "Über den Rat der Europäischen Union, in dem die Regierungen der einzelnen Mitgliedsländer vertreten sind, wussten die Teilnehmer wenig. Das hat sich geändert", fasst Tillenburg das Ergebnis eines von mehreren Workshops zusammen.

Neuss: Pfadfinder erleben Europa
Foto: frei

Das EU-Camp, gemeinsam von der Stadt und dem Pfadfinderstamm Alfred Delp aus Weckhoven organisiert, war als Vier-Nationen-Treffen geplant. Doch nur eine Woche vor der Anreise stellte die Absage der Gruppe aus der französischen Partnerstadt Châlons das Vorhaben kurzzeitig infrage. Doch dann kam die Zusage aus Brüssel, dass die EU-Kommission den in Aussicht gestellten Zuschuss aus dem Programm "Jugend in Aktion" für dieses Europaprojekt aufrecht erhält. Immerhin 20 000 Euro. "Ohne dieses Projekt", so hörte Tillenburg, "wären einige Teilnehmer, vor allem der türkischen Gruppe, sicher nie in so jungen Jahren ins Ausland gekommen."

Sich mit Europa zu beschäftigen, dafür gibt es viele Anlässe. Die Eurofahne zum Beispiel, die am Mast über der Zeltstadt weht. Oder die Besonderheiten der Pfadfinder in den einzelnen Ländern. "An einem Abend hat jede Gruppe typische Speisen zubereitet, Sketche aus ihrem Land oder Tänze vorgeführt", berichtet Tillenburg. Auch das sei eben Europa.

Besonders spannend aber war für sie der Tag, als die kroatischen Jugendlichen zu ihren Hoffnungen und Erwartungen befragt wurden, die sie mit Kroatiens EU-Beitritt in genau einem Jahr verbinden. Spannend auch deswegen, weil die türkischen Jugendlichen aus Bolu ganz deutlich machten, dass auch sie gerne Teil dieses "Haus Europa" wären. Auf der Ebene der Gruppe allerdings klappt die Zusammenarbeit schon prima. "Es gibt auch Jungen und Mädchen, die schon ein Auge aufeinander geworfen haben", sagt Tillenburg. "Ganz süß."

(NGZ/rl)
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