Neuss Personal droht Stadt mit Klage

Neuss · Nach der Personalratswahl hat sich die Mitarbeitervertretung im Rathaus neu aufgestellt. Als Vorsitzender will sich Wilfried Derendorf in seiner letzte Amtszeit der "Privatisierungswut des Bürgermeisters" entgegenstellen.

 Setzen auf Sieg: Reiner Dankelmann (Komba-Vorsitzender) mit dem Personalratsvorstand Stefan Engels, Katja Hüttenrauch und Wilfried Derendorf.

Setzen auf Sieg: Reiner Dankelmann (Komba-Vorsitzender) mit dem Personalratsvorstand Stefan Engels, Katja Hüttenrauch und Wilfried Derendorf.

Foto: komba

Wilfried Derendorf steht wieder im Ring. Die gerade erfolgte Wahl zum Vorsitzenden des Personalrates im Neusser Rathaus läutet seine letzte Amtszeit ein. Aber die verbleibenden vier Jahre in Diensten der Stadt kann er nicht gelassen angehen. Denn sein Kontrahent ist Bürgermeister Herbert Napp, der, mit nur noch drei Amtsjahren, auf keine Wiederwahl mehr schielen muss. "Den bekommen Sie nicht mehr eingefangen. Der macht, was er will", sagt Derendorf – und nimmt die Fäuste hoch: "Die Privatisierung der Kindertagesstätten ist mit uns nicht verhandelbar", formuliert er eine Kampfansage.

Mit einer deutlichen Zweidrittel-Mehrheit der Personalratsvertreter im Rücken, tritt Derendorf, der stellvertretende Vorsitzende der Komba-Gewerkschaft, ebenso stolz wie selbstbewusst sein Amt an. Die Arbeit des neuen Personalrates werde von der schlechten Finanzlage der Stadt geprägt sein, die zu immer neuen Sparmaßnahmen und Mehrbelastungen führt, steckt der Komba-Vorsitzende Rainer Dankelmann die Rahmenbedingungen dazu ab. Aber nicht nur da, sondern "auch bei der Privatisierungswut des Bürgermeisters gilt es, kräftig gegenzuhalten", pflichtet er Derendorf bei. Den treibt vor allem "die Ängst, dass der Bürgermeister alles verscherbelt."

Als Personalvertreter hat Derendorf die Ausgliederung der Häfen ebenso erlebt wie die Übertragung des Herz-Jesu-Altenheimes an das Lukaskrankenhaus. Im Falle der Häfen leistet er nachträglich Abbitte ("Da hatte ich eine ganz falsche Meinung, das lief hervorragend."), beim Herz-Jesu nicht. "Das war ein Bravourstück, wie man es nicht machen sollte." Erst durch Intervention – auch des Bürgermeisters – konnte für die Angestellten ein akzeptabler Vertrag ausgehandelt werden. Derendorf: "Damit hatten die gar nicht mehr gerechnet."

Die Ausgliederung des Tiefbauamtes zur Infrastruktur Neuss sei nicht mehr aufzuhalten, sagt Derendorf, der Napps Vorstellungen einer Kernverwaltung nicht teilt. Am Ende, so bewertet er dessen Programm, würden dazu nur Personalwesen, Ordnung, Soziales und Finanzen gehören. "Alles andere ist dann weg vom Fenster." So fasst er laut gewordene Überlegungen des Bürgermeisters, das Sportamt aufzulösen und das Grünflächenamt neu zu organisieren und auszugliedern, auch nicht als akademische Gedankenspiele auf. In der Frage der Kindertagesstätten droht Derendorf sogar mit Klage, wenn Tarifbereich, Bestandsschutz der Arbeitsverträge und Fragen der Altersversorgung nicht im Arbeitnehmersinne beantwortet werden.

(NGZ)
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