Neuss Pegelbar statt Fabrikhalle

Neuss · Bei einem Symposium des Kreisheimatbundes zur Umnutzung alter Industriebauten stellte Klaus Harnischmacher, lange Vorstand des Neusser Bauvereins, drei gelungene Beispiele aus der Stadt Neuss vor.

Die Kulisse mit Blick auf den blauen Himmel, das Quirinus-Münster und die Silhouette alter und moderner Gebäude im Neusser Hafen war wie gemacht für ein Symposium mit dem der Kreisheimatbund am Samstag im Lokal "Strandgut am Pegel" Industrie und Gewerbebauten und deren neue Nutzung vorstellte.

"Früher hatte ich beim Anblick der grauen Zollhafengebäude auf grauem Grund die Assoziation der grauen Maus. Durch Umbauten und farbliche Gestaltung hat sich hier optisch einiges entwickelt", lobte Landrat Hans-Jürgen Petrausche den Sitz des benachbarten Bauvereins. Beim Umbau von Industriebauten dürfe die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu sehr auf Wohnen beschränkt sein. "Schließlich wollen die Menschen nicht nur leben, sondern auch arbeiten", meinte der Landrat.

Sehr persönlich gestaltete Klaus Harnischmacher, Geschäftsführer des Stadthafen GmbH Neuss, sein Referat über Beispiele "umgenutzter Gewerbebauten". Harnischmacher wurde vor fast 70 Jahren in Neuss geboren. Vor 30 Jahren wurde er Vorstand des Neusser Bauvereins. Für sein Referat griff er auf Unterlagen aus dieser Zeit in seinem privaten Archiv zurück und legte für seinen Vortrag Pläne, Skizzen und Fotos vor.

Sehr gelungen scheint der Umbau der alten Cretschmar Lagerhallen zur Mensa des Erzbischöflichen Gymnasiums Marienberg zu sein. Über eine Brücke erreichen die Schülerinnen die Lagerhalle in ihrer jetzigen modernen Form. "Der Ausblick durch die große Fensterfront auf den Hafen ist sensationell", urteilt Harnischmacher.

Immer noch umstritten schien der preisgekrönte Umbau des Kaufhauses Horten zu sein, das heute Landestheater, Kreishaus, ein Kino und Geschäfte beherbergt. "Der Lichthof wird kaum genutzt", hieß es aus den Reihen der Zuhörer und die Akustik des Theaters sei schlecht. Und von gehobenem Einzelhandel in einer Passage blieb am Ende Aldi als größter Pächter. "Ein Neubau hätte zehn Millionen mehr gekostet" verteidigte Harnischmacher den Umbau zum Kreishaus.

Kaum Charme strahlte das ehemalige Neska Gebäude, heute Sitz des Bauvereins, vor seinem Umbau aus. "Es hatte ein altes Treppenhaus und keine Aufzüge", erinnert sich der frühere Chef des Bauvereins, der zugab, sich schon in die Skizze des Architekten und seine scheinbar verrückten Ideen verguckt zu haben. Knallrote Wände mit Durchblicken in andere Räume oder auf die Kulisse der Stadt lassen Harnischmacher noch heute schwärmen. "Klos und Kopierer sind auf der schlechten Seite, Büros mit Blick auf die Stadt auf der guten", erklärt der 69-jährige und gibt dem Landrat Recht: "D'art, eine Werbeagentur, findet gute Kunden auch wegen der tollen Lage".

(NGZ)
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