Neuss "Paula" und ihr Suppentheater

Neuss · Christina Busch will auf eine Theaterbühne, seit sie ein Kind ist. Jahrelang fehlte es ihr an Mut oder Gelegenheit, jetzt aber setzt sie diesen Traum um. Als Darstellerin und mit einem eigenen Stück. Ziel ist auch ein eigenes Theater.

 Christina Busch probt seit Wochen mit ihren Requisiten daheim – heute tritt sie als Paula zum ersten Mal mit einem eigenen Stück auf.

Christina Busch probt seit Wochen mit ihren Requisiten daheim – heute tritt sie als Paula zum ersten Mal mit einem eigenen Stück auf.

Foto: A. Baum

Normalerweise ist irgendetwas schon da. Die Bühne, der Schauspieler oder zumindest doch das Stück. Aber normal ist eben das Wenigste an "Paulas Suppentheater". Nein, als Intendantin, Autorin und Darstellerin erschafft Christina Busch alles auf einmal. Heute Abend wird zur Premiere in der Pegelbar "aufgetischt".

Der Wunsch, auf einer Bühne zu stehen, gärt in der heute 36-Jährigen, seit sie mit sieben Jahren in einer Rumpelstilzchen-Aufführung Stroh zu Gold spinnen musste — "und anschließend den König heiraten durfte." Zur "Eruption" dieser schwelenden Sehnsucht kam es aber erst vor einem halben Jahr, als Busch auf einer Autofahrt zum Schliersee ihr erstes Stück in einem Rutsch aufschrieb.

Dazwischen lagen Jahre, in denen auch ein Hut und eine Hutschachtel den Traum von der Bühne wach hielten. Beides hatte ihr ihre Oma, die selbst Schauspielerin an einer kleinen Bühne war, mit den Worten geschenkt: "Ohne die wirst du nie eine echte Schauspielerin." Ehrensache, dass beide Accessoires in das Premierenstück "Das Leben ist kein Hallenbad" eingearbeitet wurden.

Am Anfang des Projektes stand die Vorstellung, alles alleine machen zu können. "Naiv", gibt Busch heute zu. Sie lernte, dass ein solches Projekt auf viele Menschen angewiesen ist. Die fand sie oft eher zufällig oder über Bekannte, die von dem Vorhaben begeistert waren. "Jeder kannte wen, der helfen konnte." Wie zum Beispiel die Kieferorthopädin der Busch-Kinder.

Die kannte Thomas Peters ("Herrencreme") und empfahl ihn als Regisseur. Der las Buschs Erstlingswerk, war begeistert und ist seitdem eine feste Größe in einem rasch wachsenden Team. Ein Mutmacher — unter so vielen. Denn weil er statt Gage eine Gewinnbeteiligung haben wollte, signalisiert er Christina Busch: "Ich glaube an Dich."

Autobiografische Züge hat deren Stück, aber es ist keine "Vergangenheitsbewältigung" mit den Mitteln der Bühne. Nein, wenn Paula, wie Buschs Bühnenfigur heißt, aus ihrem Leben erzählt, dann geht es ganz oft um Träume — und wie man sie erreicht. So, wie Christina Busch sich mit diesem Projekt selbst einen Lebenstraum erfüllt.

Der ist mit dem ersten "Vorhang" nach der Aufführung noch nicht ausgeträumt. "Ich will das für immer machen", sagt Christina Busch, die mit Paulas Suppentheater zur Unternehmensgründerin wird. Jahrelang hatte es ihr vor allem an Gelegenheit gefehlt, jetzt will sie ihren Traum mit beiden Händen festhalten. Aber die musste sie erst einmal frei haben. So hat sie einen achtseitigen Brief an ihren Mann aufgesetzt, in dessen Maklerbüro sie beschäftigt war — und gekündigt. Er hat das verstanden.

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort