Neuss Passionsmusik zum Karfreitag

Neuss · Die längst schon traditionelle Karfreitagsmusik in der Neusser Christuskirche an der Breite Straße war in diesem Jahr ein reiner Gottesdienst, dessen Liturgie Pfarrer Franz Dohmes bestimmte. Gleichwohl erklang zur Eröffnung Orgelmusik: Christuskirchenkantorin Katja Ulges-Stein interpretierte Johann Sebastian Bachs Choralbearbeitung "O Lamm Gottes, unschuldig" (BWV 618).

Diese wahre Karfreitagsmusik mit schmerzhafter Begleitung war im Alt ein wenig stark registriert. Im Gottesdienst spielt aber der Gemeindegesang eine übergeordnete Rolle, und so gab es zum Beginn den Choral "Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken" in einer Weise von Johann Crüger. Der gute Besuch in der Christuskirche - viele Gläubige erwarteten ein besinnliches Konzert - verlieh dem Choral ein starkes Fundament.

Auch die weiteren Gemeindelieder, darunter das relativ junge "Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt" nach dem englischen "Now the green blade rises" (1928), füllten die Christuskirche wie selbstverständlich. Zwischen Psalmen und Gebeten erklangen kleine geistliche Konzerte für Singstimme, Flöte und Orgel, darunter Johann Hermann Scheins "Fürwahr, er trug unsere Krankheit", und auch das Gemeindelied "Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt" wurde von Johanna Asmussen in einem kleinen geistlichen Konzert für Mezzosopran, Flöte (eigentlich Violine) und Orgel bearbeitet. Im lebhaften Schlusssatz korrespondieren Sopran und Flöte. Die Kölner Sopranistin Christine Albert nahm ihren ohnehin verhalten lyrischen Mezzosopran zu oft zurück, was auch die Textverständlichkeit beeinträchtigte. Wenn sie von der Orgelempore im Forte sang, kam das gut im Hauptschiff der Kirche an. Aber zu der intimen Arie "O Golgotha" aus der "Markuspassion" von Reinhard Keiser passt natürlich nicht volle Lautstärke.

Im vergangenen Jahr hatte die Kantorin mit der Kantorei die gesamte Passion in einer mitnehmenden Interpretation vorgestellt. Philipp Spätling (Altblockflöte) begleitete vollkommen souverän. Das Mitglied des auch in Neuss bekannten Ensembles "Amarilli" beendete als Solist die Gedenkstunde mit einer "tränenreich" verzierenden Pavane des frühbarocken Meisters Johann Schop.

Pfarrer Franz Dohmes verglich in seiner Ansprache die Kreuzigungsschilderungen der vier Evangelisten miteinander. "Das Kreuz ist für manche eine Torheit, für andere ein Ärgernis. Für uns Christen ein Zeichen der Hoffnung!"

(Nima)
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