Neuss Passierschein macht die Zeitreise "amtlich"

Neuss · Beim Stadtfest Zeitsprünge verzichten die Veranstalter auf Bratwurst und setzen auf Geschichte - mit kostümierten Gruppen und Fotos.

 Kostümierte Darsteller begeisterten die Besucher.

Kostümierte Darsteller begeisterten die Besucher.

Foto: Foto. A. Woitschützke

Am Wochenende ging es in Neuss nicht nur sportlich, sondern auch historisch zu. Zum neunten Mal in Folge richtete das Stadtmarketing am Samstag das Geschichtsfest "Zeitsprünge" aus. Dabei sorgten an drei verschiedenen Standorten rund 90 Aktive für Aufsehen und Unterhaltung.

Erstmalig wurde die Fassade des Rathauses mit einer Fotoplane verhüllt, die das Vorgängergebäude vor seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zeigt. Passend zu der schwarz-weißen Abbildung zeigte sich allerdings auch das Wetter. Statt auf dem Freithof, platzierten sich die historischen Darsteller von Römern, Landsknechten und Offizieren in diesem Jahr unter den Rathausarkaden und lockten damit trotz des Regenwetters viele Schaulustige an.

Angefangen bei der Steinzeit über die frühe Neuzeit bis hin zum Zweiten Weltkrieg konnten die Besucher dann von Epoche zu Epoche "springen" und sich von den aufwendig kostümierten Darstellern in vergangene Zeiten entführen lassen. Im 19. Jahrhundert angekommen, konnten die Besucher ihre Zeitreise bei Rainer Ackermann von der Interessengruppe "Preußischer Alltag" offiziell machen. Als preußischer Schreibstubengefreiter stellte er Passierscheine für Zeitreisende aus.

Unter dem Namen "Team Zeitgeist" wurden die rund 40 Darsteller von Mark Schrader koordiniert. Der Leiter des Stadtmuseums Bergkamen vereint damit verschiedene historische Interessengruppen und kommt seit neun Jahren mit dem Team zum Neusser Zeitsprünge-Fest. Er weiß: "Die Römerzeit deckt nicht alles ab, was Neuss geschichtlich zu bieten hat". Aus Erfahrung weiß er aber auch, dass Stadtgeschichte ausschließlich mit Dokumenten stattfindet und erst interessant gemacht werden muss.

Dafür setzten sich unter anderem die Mitglieder des Vereins "Jardins des Epoques" ein. Ihre Darsteller stellten in eindrucksvollen Kostümen die Renaissance und das Rokoko dar und demonstrierten Fechtkämpfe. "Der Anspruch an das Fest war immer, ein Event, ohne Bratwurst zu sein. Die Leute kommen wirklich wegen des Kulturerlebnisses hierher", erklärt Veranstalter Thomas Werz von Neuss Marketing.

Neben dem historischen Treiben unter den Rathausarkaden war die Fotoausstellung "Historama" am Marktplatz ein weiteres Highlight des Stadtfestes. Rund 70 noch nie gezeigte historische Fotografien aus dem Neusser Stadtarchiv zeigten die Vergangenheit der Quirinusstadt. "Darauf bin ich sehr stolz", sagt Werz. Denn an der Fotoausstellung auf dem Marktplatz tummelten sich am Wochenende zahlreiche Interessierte und kamen über die alten Fotos ins Gespräch.

Mit Blick auf die Tour de France am Sonntag zeigte die Ausstellung unter anderem auch Bilder einer Radrundfahrt aus den 50er Jahren. Einen schönen Bogen zu dem großen Sportevent spannte auch der französische Markt, der parallel auf dem Freithof stattfand. Der Markt bietet zweimal im Jahr französische Spezialitäten an. Anlässlich der Tour konnte Markt-Organisator Georges Vidal auch einen Winzer aus dem Beaujolais für den Neusser Markt gewinnen. Bei Vidal selbst konnten Besucher die typisch französische Grillwurst Merguez probieren - immerhin keine Bratwurst.

(NGZ)
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