Neuss Partnerschaft mit Nevsehir ausgesetzt

Neuss · Weil es keinerlei Austausch mit dem türkischen Nevsehir gibt, wird die Städtepartnerschaft für ein Jahr unterbrochen. Ergeben sich in dieser Zeit keine neuen Anknüpfungspunkte, wollen einige Politiker dieses Kapitel danach beenden.

Die Städtepartnerschaft mit der Stadt Nevsehir ist für ein Jahr ausgesetzt worden. Diese Maßnahme ist einmalig in der Geschichte der Neusser Städtepartnerschaften und möglicherweise der Einstieg in eine Debatte, die so noch nie geführt wurde — und an deren Ende Nevsehir die Städtepartnerschaft aufgekündigt werden könnte.

"Den Mut müssten wir dann haben", sagt Rolf Knipprath (CDU), der feststellt: "In dieser Partnerschaft passiert im Grunde genommen gar nichts." Bevor aber weitreichende Diskussionen angestoßen werden und vielleicht sogar der befreundeten Stadt Bolu eine offizielle Städtepartnerschaft angetragen wird, soll noch einmal versucht werden, den Kontakt mit Nevsehir in Kappadokien zu erneuern.

2007 hatte eine offiziele Delegation Nevsehir und das in der türkischen Schwarzmeerregion gelegene Bolu besucht und die Angebote einer Städtepartnerschaft ausgelotet. Aus Sicht der Opposition war schon das ein Erfolg, denn zuvor hatte die Ratsmehrheit einer weiteren Städtepartnerschaft — zumal mit einer türkischen Kommune — eher ablehnend gegenübergestanden. Die Entscheidung, welcher Interessent offizielle Partnerstadt wurde, fiel letztlich aus einem Grund, wie sich Ingo Stolz erinnert: Viele türkischstämmige Neusser stammen aus der Region Nevsehir. "In der Annahme, dass diese Partnerschaft besser klappen würde, weil alle von dort sind", habe er für Nevsehir votiert, gibt Stolz zu. Dass diese Annahme offensichtlich falsch war, und warum es nicht klappt, das würde er gerne näher analysiert sehen.

Hakan Temel ist einer jener Türken, deren Familien aus der Region Nevsehir stammen. Der Ratskandidat der SPD hat sich um Kontakte in die Heimat bemüht, kam über das Vorzimmer von Nevsehirs Bürgermeister Hasan Ünver aber nie hinaus. Er will nun seinen Urlaub mit Gesprächen vor Ort verbinden und dankt der Stadt Neuss dafür, dass sie ihrerseits die Städtepartnerschaft so "behutsam wie engagiert betreibt". Aber auch er sagt: "Wenn alle Bemühungen nicht fruchten, macht es keinen Sinn, die Städtepartnerschaft zwanghaft fortzuführen." Schon gar nicht, wenn es nur eine Einbahnstraße ist.

Für Daniela Tillenburg vom Amt für Partnerschaftsangelegenheiten ist der Versuch, Kontakt mit Nevsehir zu halten, seit Jahren mühsame Praxis. Pforzheim, das auch eine Städtepartnerschaft mit Nevsehir eingagengen ist, gehe es genauso, hat sie erfahren. Das Problem: Es fehlt an einem verantwortlichen Ansprechpartner für Partnerschaftsangelegenheiten in Nevsehir, Englischkenntnissen in der dortigen Verwaltung (das ist die offizielle Amtssprache der Partnerstädte) und auch an den Möglichkeiten — oder dem Interesse. 2013 habe man eine Delegationsreise initiieren wollen, sagt sie, doch die Antwort aus Nevsehir war knapp: Dafür habe man keine Kapazitäten. Nach den türkischen Kommunalwahlen Ende März soll nun ein erneuter Versuch unternommen werden. Aber für eine Delegationsreise brauche man eine offizielle Einladung, sagt Tillenburg. "Wir können ja keinen Druck ausüben", sagt sie.

Rolf Knipprath hofft, dass die Nachricht von der Partner-Pause in Nevsehir deutlich macht, "dass wir es ernst meinen mit dem Festhalten an dieser Partnerschaft". Damit ist nun Nevsehir am Zug.

(NGZ)
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