Neuss Orthodoxe fasten strenger
Neuss · Heute beginnt für die Katholiken die Fastenzeit – Panagiotis Tsoubaklis fastet bereits seit Rosenmontag. Er ist Erzpriester der griechisch-orthodoxen Gemeinde des heiligen Nektarios. Gefastet wird dort viel strenger.
Die Fastenzeit ist eine Zeit des Verzichtes – aber das sieht Panagiotis Tsoubaklis nicht negativ. Der Erzpriester der Gemeinde des heiligen Nektarios in Weckhoven freut sich vielmehr auf die 40 vor ihm und seiner Gemeinde liegenden Tage der Abstinenz. Auch wenn die Bestimmungen seiner Religion den Griechisch-Orthodxoxen mehr abverlangen, als etwa den Angehörigen der römisch-katholischen Schwesterkirche, die vor allem den heutigen Tag des Aschermittwoch und den Karfreitag als gebotenen Fastentag begehen. "Ich faste allgemein ganz gerne", sagt er – und spürt das auch körperlich.
Bei den Griechisch-Orthodoxen beginnt die Zeit der Abstinenz schon mit dem Rosenmontag und ohne ein äußeres Zeichen wie etwa das Aschekreuz. "Der Tisch ist klein", heißt bei ihnen dieser erste Fastentag. Bis zur Messfeier in der Osternacht, die um Mitternacht und damit am Ostersonntag beginnt, ist Fleisch in jeder Form tabu. Auch Milch- und Eierspeisen kommen bei Tsoubaklis nicht mehr auf den Tisch. "Erlaubt sind nur pflanzliche Fette – und ganz viel Gemüse", sagt er.
Seinem Körper kommt diese Zeit zugute. Ein paar Pfunde werden in der Fastzeit abgeschmolzen, der Cholesterinspiegel im Blut reduziert sich, und auch der Anteil der Glycerine im Blut ("Man hat festgestellt, dass die bei mir viel zu hoch sind.") sinkt bei Tsoubaklis im Rahmen einer solchen Kur fast auf Normalwerte. Aber das ist nur ein Nebeneffekt.
In Tagen der Abstinenz bleibe ihm mehr Zeit für das Gebet, sagt der Priester. "Das ist mir sehr wichtig." Und es würden auch ganz andere Gebete gesprochen, schöne, wie nicht nur er findet. Denn in den Fastenwochen ist auch die Kirche voller als sonst, selbst zu den Werktagsgottesdiensten.
Gefastet wird in der griechisch-orthodoxen Kirche mehrmals im Jahr. Vor Ostern, einige Tage vor dem Festtag Zwölf Apostel im Juni, zwei Wochen vor dem Festtag Mariä Himmelfahrt Mitte August und noch einmal in den 40 Tagen vor Weihnachten.
Dann sind die Speisevorschriften, die im Jahreskalender der Gemeinde festgelegt sind, nicht so streng wie in der vorösterlichen Zeit. "Bis zum 17. Dezember darf noch Fisch gegessen werden, danach nicht mehr", nennt Tsoubaklis ein Beispiel. Denn Fisch ist vor Ostern ganz verboten.
Auch für Tsoubaklis sind die Fastentage eine Zeit der Überwindung. Er ist auch deshalb weit davon entfernt, seine Mitchristen zu kontrollieren. "Wer sich daran halten kann, soll das tun", sagt er. Aber er sagt auch, dass Fasten nicht ausschließlich Privatsache ist. "Man muss in dieser Zeit den Mitmenschen mehr helfen, als sonst", sagt er. Was man durch Zurückhaltung bei den Mahlzeiten einspart, "soll man Ärmeren zugute kommen lassen."