Orgelsommer in Neuss Ein „Nachbarschaftstreff“ voller Musik

Neuss · „Nachbarn“ hat Münsterkantor Joachim Neugart zu den drei Konzerten des diesjährigen Orgelsommers eingeladen. Mit ihm gestalten die Abende an der großen Orgel in der Basilika St. Quirin Organisten aus den größten Nachbarländern Frankreich und Polen.

Ein schöner Zufall eröffnete den Orgelsommer, denn die französische Organistin Elodie Marchal stammt  aus der Neusser Partnerstadt Châlons-en-Champagne. Dort unterrichtet sie am Konservatorium „Jean-Philippe Rameau“ und ist Titularorganistin an der großen Orgel der Kathedrale „Saint Etienne“. Sie hat überwiegend in Reims studiert, bei so berühmten Lehrern wie Olivier Latry und Thierry Escaich. Die junge Französin stellte sich in Neuss als atemberaubende Virtuosin und geistreiche Interpretin vor.

Ihr Programm – „französische Orgelwerke des 19. und 20. Jahrhunderts“ – begann sie mit Olivier Messiaen. Für die „Apparition de l’eglise éternelle“ (Die Erscheinung der ewigen Kirche) hatte sie sich auf der Münsterorgel exzellent vorbereitet: Mit zartem Pianissimo beginnend, gelang ihr ein gewaltiges Crescendo zum Tutti der Orgel und wieder zurück, um die „ewige Kirche“ in der Unendlichkeit verklingen zu lassen. Noch mehr faszinierte ihre Interpretation des dritten Satzes der vier symphonischen Meditationen über „L’Ascension“ (Himmelfahrt). Messiaen gibt dieser prächtigen virtuosen Toccata Bezeichnungen wie „Schnell – schneller – noch schneller“ mit, was Marchal in bewundernswerter Perfektion vollzog. Sie muss – so will es scheinen – Almut Rößlers Überlegungen „zur geistigen Welt Olivier Messiaens“ verinnerlicht haben.

Bei ruhigeren Werken von Jehan Alain fiel auf, dass sich die Organistin mit dem Registerwerk der Münsterorgel bestens vertraut gemacht hatte und geradezu edel registrierte. Der Franzose Louis J.A. Lefébure-Wély bringt zwar mit seinem „Bolèro de concert“ Turbulenz in die Kirche, sein „Andante“ registrierte Elodie Marchal mit der Vox humana in der Melodie und Flöten in den Begleitstimmen geradezu andächtig. Die absolute Virtuosin stellte sich im Finale nochmals mit der mitreißenden und ebenso gespielten Toccata, dem letzten Satz aus „5. Symphonie in f-Moll“ von Charles-Marie Widor vor. Dem setzte sie als Dank für den begeisterten Beifall mit der „Allegro-Toccata“ des Widor-Zeitgenossen Eugène Gigout noch die Krone auf.

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