Neuss Orchester spielt Quartettmusik

Neuss · Unter der Leitung von Rainer Schmidt lernen die Musiker und Zuhörer der Deutschen Kammerakademie eine neue Spielart kennen: Werke für vier Streicher, aber gespielt von einem großen Orchester.

 Arbeitet zum ersten Mal mit der dkn: Rainer Schmidt.

Arbeitet zum ersten Mal mit der dkn: Rainer Schmidt.

Foto: Pro Classics

"Quartette für Orchester": Das Motto für das nächste Konzert der Deutschen Kammerakademie (dkn) mutet ein wenig seltsam an und beschert tatsächlich ein ungewöhnliches Programm. Kompositionen von Mozart und Schostakowitsch für vier Streicher, die von einem Orchester gespielt werden — "drei wunderbare Stücke", sagt der Mann, der diese Spielart gewissermaßen erfunden hat und dafür extra auch nach Neuss kommt: Rainer Schmidt.

Der Musiker bringt zwar seine Geige mit, wird sie aber nur in den Proben einsetzen: "Um vielleicht etwas vorzuspielen", sagt er, aber im Konzert fungiert er als Dirigent. "Der ich eigentlich gar nicht bin", ergänzt er lachend. Dabei leitet er nicht zum ersten Mal ein Orchester, das Streichquartette spielt, aber bislang waren die Ensembles immer aus mehreren Quartetten zusammengesetzt, haben auch in Vierergruppen also proben können. "Es hat allen immer viel Spaß gemacht, und alle waren begeistert von den ganz anderen klanglichen Verhältnissen. Die Musik ist viel dichter und interessanter."

Und so geht Schmidt mit der dkn als festem Orchester ebenso einen neuen Weg wie die dkn mit ihm. Waren die Musiker bislang eher gewohnt, die Notenblätter der eigenen Stimme vor sich zu haben, so müssen sie jetzt bei den Mozart-Stücken aus den Partituren spielen. "Das kann man bei Orchestern eigentlich schon wegen des vielen Umblätterns nicht machen", gesteht Rainer Schmidt zu, aber in diesem Fall muss es eben sein. Noch hat er die dkn nicht kennen gelernt, aber freut sich "unheimlich auf die Zusammenarbeit", sagt der 36-Jährige, der als Professor an der Hochschule für Musik in Basel und am Mozarteum in Salzburg lehrt und seit 1987 zum renommierten Hagen Quartett gehört.

Dabei hatte Schmidt nie daran gedacht, Berufsmusiker zu werden. Zwar hat er schon als Kind Geigenunterricht bekommen, gerne und viel klassische Musik gehört, "aber bis zu meinem 13. Lebensjahr habe ich auch viel Sport gemacht", erzählt er. Erst mit der Aufnahme ins Bundesjugendorchester 1980/81 orientierte sich der damals 16-Jährige neu: "Damals waren unglaublich tolle Musiker dabei", sagt der Violinist, der mit seiner Frau und den beiden Kindern (11 und 13 Jahre alt) in Basel lebt. "Wir haben nächtelang Kammermusik gemacht." Also begann er nach dem Abitur in Hannover das Violinenstudium (unter anderem bei Dorothy DeLay), aber dass sein Weg als Berufsmusiker so gradlinig verlaufen würde, hat er nicht geahnt: "Das zeigt sich immer erst hinterher."

(NGZ)
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