Neuss Orchester in neuer Klangwelt

Neuss · Zum Saisonauftakt im Zeughaus startete die Deutsche Kammerakademie (dkn) mit einem erfrischend lebendigen Spiel durch. Mit Werken von Mozart und Haydn waren Auftakt und Finale der Klassik gewidmet, während der breite Mittelteil zeitgenössischen Kompositionen vorbehalten war. Der vielsagend geheimnisvolle Programmtitel "Feuerwerk der Percussion und ... wenn Engel Trauer tragen" verband in Anspielung auf Instrumente und die Verquickung von Sollimas "Angeli" und Haydns "Trauersinfonie" Fixpunkte der Zeitreise.

 Peter Sadlo brillierte beim Konzert der dkn am Schlagwerk.

Peter Sadlo brillierte beim Konzert der dkn am Schlagwerk.

Foto: bsen

Unter Lavard Skou-Larsens Leitung betrieb das Kammerorchester mit jungen, hochbegabten Musikern die beste Eigenwerbung. Zu Mozarts "Sinfonie Nr. 15 G-Dur KV 124" überzeugte das Ensemble von Anfang an als homogener und gestaltungsfreudiger Klangkörper mit großer Spielfreude. Ein jeder Satz gewann dank der ausgefeilten Entwicklungen ein facettenreich differenziertes Gewand. Das zündend eingeführte "Allegro" strahlte tänzerische Leichtigkeit, im "Andante" begeisterten wunderschöne Dialoge zwischen Streichern und Oboen. Das abschließende "Presto" pulsierte vor Energie.

Mit Minas Borboudakis "Cassiopeia" unternahm das Orchester den brillant gemeisterten Sprung in eine vollkommen andere Klangwelt. Die Streicher ziselierten einen fein gewirkten Teppich sirrender Töne und unterlegten damit die Soli des Schlagzeugers Peter Sadlo, dem das 2002 uraufgeführte Werk gewidmet ist. Sadlo zauberte mit metallischem Schlagzeug ein atmosphärisch schillerndes Spiel, das er mit expressiven Steigerungen kontrastierte.

Ebenso faszinierend gelang die Interpretation von Didier Benettis "Piazzolino für Vibrafon und Orchester", zu der Sadlo den Platz in der hinteren Ecke verließ, um an dem vor dem Orchester platzierten Vibrafon zu brillieren. Auch hier sprang der Funke zum Publikum gleich über, so dass Peter Sadlo auch eine Extraeinlage an der Trommel gab.

Im hochvirtuosen Spiel mit persiflierenden Elementen bewies der Künstler mit beeindruckender Vita, dass er nicht nur ein fantastischer Musiker ist, sondern auch den Schalk im Nacken hat. Zum ausgelassen temperamentvollen Schlusssatz wurde ihm schließlich alles zum Instrument: Stuhl, Notenpult, Bühnenboden. In feinnervig und spannungsreich entfalteter Intonation beendeten die Streicher zu Sollimas "Angelis" den modernen Programmpart, um das Konzert mit Haydns Musik ausklingen zu lassen und sich am begeisterten Applaus zu erfreuen.

(NGZ)
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