Neuss Ölmühle schließt Geruchsquelle

Neuss · Die Walter Rau AG an der Industriestraße investiert Millionen in eine neue Desodorierungsanlage für Öle und Fette. Sie senkt die Energiekosten, verbessert die Qualität der Produkte – und lässt weniger Gerüche nach draußen.

 Jost Krüger vor dem Gerüst der neuen Desodorierungsanlage, die nächste Woche aufgebaut wird. Sie wird doppelt so hoch sein.

Jost Krüger vor dem Gerüst der neuen Desodorierungsanlage, die nächste Woche aufgebaut wird. Sie wird doppelt so hoch sein.

Foto: A. Woitschützke

Die Walter Rau AG gibt dem Hafen ein neues Wahrzeichen. Denn die Produktionsanlage zur Desodorierung von Fetten und Speiseölen, mit deren Aufbau nächste Woche begonnen werden soll, wird sich fast 40 Meter hoch an der Industriestraße aufrichten und eines der höchsten Bauwerke im Hafen sein. Wichtiger als die Silhouette des Turmes ist allerdings – zumindest für die Anwohner – die Tatsache, dass die neue Anlage deutlich weniger belästigende Gerüche nach außen dringen lässt als bisher. Damit wird eine weitere Imissionsquelle abgedichtet.

Die Walter Rau AG investiert nach Angaben von Unternehmenssprecherin Svenja Pasche mehrere Millionen Euro in die Anlage, in der Speiseöle von Geruchs- und Geschmacksstoffen befreit werden. Bei diesem Vorgang wird das Öl vorsichtig auf Temperaturen von bis zu 250 Grad erwärmt. Ein energieintensives Verfahren. "Die Energie, die wir in die Prozesse stecken, können wir nun weitaus besser zurückgewinnen", erklärt Jost Krüger einen Vorteil der neuen Anlage, die die Abwärme besser nutzt als ihr Vorgänger. Auch deshalb geht der Leiter des Bereiches Verfahrenstechnik, der auch den Anlagenbau betreut, davon aus, dass unter dem Strich gut ein Viertel der Energiekosten eingespart werden kann. Weitere Vorteile: Der Verbrauch von Hilfsstoffen sinkt, höhere Qualitäten bei den Produkten werden erreicht und, so Krüger, "mehr verkaufsfähige Nebenprodukte gewonnen".

Die frei werdenden Gerüche werden nach Krügers Angaben "durch einen zweistufigen Abgaswäscher und durch eine Trockenkondensationsanlage aus der Luft entfernt". Die entsprechende Anlage dazu wurde schon im Vorjahr installiert.

Die Walter Rau AG verarbeitet heute mit gut 200 Beschäftigten Raps, Sonnenblumenkerne, Palmenkerne und Kokos zu Ölen und Fetten für die Lebensmittel- und auch die kosmetische Industrie. Sie geht zurück auf die 1887 am Hafenbecken I gegründete Firma Simons & Söhne, die 1929 von Walter Rau übernommen wurde. Das Unternehmen ist heute Kernstück der Industrie am Hafen und Teil des Standortes mit der größten Ölmühlendichte in Deutschland.

Das gab Neuss schon in der Vergangenheit eine besondere Geruchsnote. Weil Gestank lästig, aber nicht gesundheitsgefährdend ist, waren die 14 Betriebe, die das Staatliche Umweltamt Krefeld 2002 als "Stinker" ermittelte, zur Investition in Filtertechnik nicht verpflichtet. Sie taten es doch, und eine Untersuchung im Auftrag des Umweltamtes aus 2009 ergab: Die Grenzwerte der Geruchsimmissions-Richtline werden eingehalten.

(NGZ/rai)
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