Neuss Oberst Sandmann führt fast 7000 Marschierer

Neuss · Heiner Sandmann wurde bei seinem Ehrenabend zum elften Mal zum Oberst gewählt. Er reitet dem größten Regiment aller Zeit voran: Mit 6951 Mann ist die 7000er-Marke fest im Blick. Regen diktierte ein verkürztes Heimgeleit.

Bilder vom Oberstehrenabend in Neuss 2011
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Die ganz große Party war's noch nicht. Starker Regen diktierte ein abgespecktes Heimgeleit für den Oberst und zwang anschließend die Feierwilligen weitgehend in die Lokale und unter die Zeltdächer. Unberührt von den Wetterkapriolen blieb zuvor aber der glanzvolle Oberstehrenabend mit Generalversammlung in der Stadthalle, wo Heiner Sandmann (58) zum elften Male mit breiter Mehrheit zum Oberst gewählt wurde. Der promovierte Tierarzt aus Reuschenberg kommandiert zum Neusser Schützenfest (26. bis 30. August) ein Rekordregiment. 6951 Marschierer, darunter 5271 Schützen und 1680 Musiker, wird Sandmann auf den Markt führen. Auch für die Polizei war's offenbar eine unaufgeregte Nacht. "Mir wurden keine Ereignisse von Bedeutung übergeben", sagte gestern ein Polizeisprecher.

Der Oberstehrenabend, ansonsten der Startschuss für die langen Partynächte zur Schützenfestzeit, litt am Samstag unter Regen. Schon beim Biwak im Stadtgarten suchten viele Schützen Schutz unter Zeltdächern. Als aber um 21.20 Uhr das Heimgeleit begann, setzte Starkregen ein. Die Regimentsspitze reagierte, und so ging es auf dem kürzesten Weg von der Stadthalle über die Oberstraße zum Markt. Viele Schützen trotzten dem Regen.

"Die Jungens wollen marschieren", freute sich Sandmann über das Zeichen der Solidarität. Dass im Wetterchaos die große Ordnung verloren ging, sah Sandmann nach. Schützenlust, Hubertusschützen und Gildisten kamen bunt gemischt an ihm vorbei. Der Oberst nannte das "neue" Korps "Gilde and Friends". Der erfahrene Schütze Heinz Brings (80) konnte sich an solche Wassermassen zu Oberstehrenabend nicht erinnern: "Dass ein Heimgeleit verkürzt wurde, habe ich noch nicht erlebt." Das will was heißen, denn Brings reiht sich seit 56 Jahren bei den Scheibenschützen ein.

Als Heiner Sandmann 2001 zum neuen Oberst gewählt wurde, kam er aus der Tiefe des schützenfestlichen Raumes. Der Reitersieger von 1999/2000 war ein unbeschriebenes Blatt. Heute ist er eine der prägenden Persönlichkeiten der Schützenszene. Er spricht die Sprache seiner Schützen. Er weiß, wann und wo den Marschierern der Schuh drückt. Das macht Sandmann populär.

Dass er zu Recht den Rekeliserorden trägt, bewies Sandmann mit seiner Rede, in der er die jüngste Rathaus-Diskussion um "Vitamin B" kommentierte, in dem er Vitamin als Abkürzung für "Vielleicht ist tatsächlich alles möglich in Neuss" neu definierte. Zu seinem Adjutanten berief Sandmann zum elften Mal Volker Schmidtke (46). Präsident Thomas Nickel versprach dem Oberst: "Wir werden bei allen Veranstaltungen und Entscheidungen an deiner Seite stehen."

Bereits am Nachmittag hatte das Komitee des Neusser Bürger-Schützen-Vereins bei einer Pressekonferenz im Novotel verkündet, dass sich die Neusser auf ihr Bürger-Schützenfest Ende August freuen können. "Wir sind gut vorbereitet, so dass auch im 188. Jahr des Bestehens das Fest gut über die Bühne gehen kann", sagte Präsident Thomas Nickel.

Allerdings muss die Stadt das Sicherheitskonzept noch genehmigen. "Wir sind sicher, in den nächsten Tagen die erforderlichen Unterlagen einzureichen", wies der Präsident darauf hin, dass es viele Verschärfungen der Vorschriften gebe, so müsse auch eine Baugenehmigung für das Zelt auf der Wiese beantragt. Die Zusatzkosten für Gutachten und Dokumentation werden weit im fünfstelligen Bereich landen. "Wir verstehen die Notwendigkeit eines Sicherheitskonzeptes, allerdings nicht alle Vorschriften, die ohne Kenntnis der schützenfestlichen Abläufe einfach übergestülpt werden", kritisierte Nickel. "Die Brandschutz-Vorgabe, täglich das frisch geschnittene Tannengrün an den Tribünen auf dem Markt zu wässern, weil das für Dekoration in Zelten notwendig sein kann, ist überzogen", nannte er ein Beispiel.

Schriftführer Holger Schöpkens vermeldete ein erneutes Rekord-Regiment von 6951 Schützen und Musiker — ein Plus von 100 Marschierern. Es wird 91 Großfackeln beim Fackelzug geben, "eine sehr gute Zahl, nur im Vorjahr gab es mit 95 mehr Fackeln", so Schöpkens. Zudem stellte er die drei "einmaligen Ehrengäste vor, die am Schützenfest-Sonntag die Königsparade mit abnehmen: Dr. Karl Hans Arnold (Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft mbH, Holding der Mediengruppe RP), Philip D. Murphy (Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland) und Dr. Emanuel Prinz zu Salm-Salm (Hochmeister des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften).

Nach Jahren der Stabilität wird das Bier teurer: Das Glas Bier auf der Wiese, die jetzt besser auf Regen vorbereitet ist, und im Festzelt kostet jetzt 5 Cent mehr: 1,50 Euro.

(jul)
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