Neuss Novesia-Areal: Käufer gesucht
Neuss · Einst wurde dort Novesia Goldnuss produziert. Heute wird für das Schokoladen-Grundstück an der Augustinusstraße ein Käufer gesucht. Knackpunkt ist der Preis. Neuer Termin zur Zwangsversteigerung: Januar 2011.
Peter Krupinski hat die Pläne in der Schublade. 60 Wohnungen würde der Prokurist des Bauvereins in Sichtweite des Obertores errichten. Paul Neuhäuser entsendet zu allen Zwangsversteigerungen einen Vertrauten. Der Geschäftsführer der Augustins-Kliniken untertreibt, wenn er behauptet, er wolle nur wissen, "was bei den Nachbarn so passiert". Ulrich Brombach kennt nach eigenem Bekunden "in dem Gebäude jede Schraube". Auch der Vorstand der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft (GWG) wüsste, wie er das Novesia-Grundstück nutzen würde.
An potenten Interessenten für das 4400 Quadratmeter große Areal der ehemaligen Schokoladenfabrik Feldhaus fehlt es nicht. Dennoch ist keine Lösung in Sicht. Für den 20. Januar 2011 hat das Amtsgericht einen weiteren Termin zur Zwangsversteigerung angesetzt. Ergebnis offen. Zuletzt war im Juni das Verfahren ausgesetzt worden. Der Grund: Etliche Versuche, einen neuen Eigentümer für das Grundstück zu finden, waren erfolglos.
Der Schlüssel liegt bei der Hessischen Landesbank (Helaba), der Hauptgläubigerin der Immobilie. Auch wenn die Bank deutlich unter dem offiziellen Verkehrswert von 4,4 Millionen Euro verkaufen würde, so liegen ihre Preisvorstellungen immer noch erheblich über dem Niveau der Gebote. So zieht sich der Poker als Hängepartie nun schon über rund acht Jahren hin. Seit mit der Modefirma "She and Bogue" 2002 der letzte Mieter auszog, ist die Liegenschaft ungenutzt.
So lange ist auch das städtische Amt für Wirtschaftsförderung unterwegs, Interessenten für eine neue (gewerbliche) Nutzung zu finden. Bisher erfolglos. Der Komplex an der Ecke Stresemannallee/Augustinusstraße wird von der Rheinischen Bau-Treuhand GmbH Mainz verwaltet. Unter der Marke Novesia ist bis 1980 in dem Gebäude Schokolade hergestellt und verarbeitet worden. Prominenteste Marke der Firma war die Novesia Goldnuss. Das Grundstück liegt an exponierter Stelle in Neuss, an der alten Nord-Süd-Achse, auf dem vor über 2000 Jahren schon die Römer marschierten. Wer sich vom Süden her der Stadt nähert, sieht schon vom weiten das Obertor. Die Schokoladenfabrik, die an die Gärten des Klosters Immaculata grenzt, ist zugleich auch Bindeglied zwischen City und Hammfeld.
Interessenten sind offenbar lediglich bereit, deutlich unter einer Million Euro zu zahlen. Sie schrecken vor Altlasten zurück und vor den alten Aufbauten, die als "zum Teil marode" und "verschachtelt" bezeichnet werden. "Es muss alles abgerissen werden", sagt ein Ortskundiger aus der Baubranche, "das bedeutet, Grundstückswert minus Abriss- und Altlastensanierungskosten." Doch von diesen Vorstellungen ist der Verkäufer einiges entfernt. Der Poker geht weiter.
