Neuss Nordstadtkirche sucht Grundstück für Neubau
Neuss · Die Evangelische Kirche will sich neu aufstellen. In der Nordstadt werden Pläne konkreter, ein Gemeindezentrum zu schließen.
Wenn am Wochenende die Furth das Schützenfest feiert, wird im Festzelt auch die Zukunft der Evangelischen Kirche in der Nordstadt ein Thema sein. Denn im Neusser Norden sind die für die Gemeindeentwicklung zuständigen Presbyter Vorreiter, wenn es um die künftige Entwicklung ihrer Kirchen geht.
Den Gerüchten, es werde daran gedacht, die Versöhnungskirche zu schließen, tritt Tobias Goldkamp, Presbyter in der Reformationskirchengemeinde und stellvertretender Vorsitzender der des Verbands der Evangelischen Kirchengemeinden, allerdings entgegen: "Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen", sagt Goldkamp.
Wohl aber ist schon seit über einem Jahr die Zielrichtung klar: Um Kosten zu sparen, will die Gemeinde sich neu aufstellen — und sich im Zuge dessen von einem Gemeindezentrum, also entweder von der Versöhnungs- oder der Reformationskirche, trennen. Grund sind sinkende Mitgliederzahlen auf der einen, und steigende Gebäudenebenkosten auf der anderen Seite. Dafür hat die Gemeinde nun eine so genannte Gebäudestrukturanalyse bei einem Architekturbüro in Auftrag gegeben.
Darin listen die Experten die Eigenschaften der beiden Gemeindezentren auf, analysiert wurde unter anderem die Auslastung der Räume, der Zustand des Gebäudes, der Energieaufwand und die Sanierungskosten. "Es ist die Datenbasis für unsere Überlegungen", sagt Goldkamp. Allerdings reicht die noch nicht aus: "Es gibt kein eindeutiges Ergebnis", sagt der Presbyter. "Beide Gebäude haben Vor- und Nachteile, daher bleibt offen, wie wir uns entscheiden."
Zudem gibt es auch Denkansätze, die weiter reichen als bis zur Schließung einer Kirche. "Möglich wäre auch, beide Standorte aufzugeben und an einem dritten Punkt in der Nordstadt neu zu bauen", sagt Goldkamp. Entsprechende Vorgespräche mit Politik und Verwaltung seien schon gelaufen, jedoch ohne Ergebnis geblieben. "Das hat uns schon etwas enttäuscht", sagt Goldkamp, zumal es für die Grundstücke der beiden Kirchen bereits interessierte Investoren gebe.
Die will die Gemeinde nun gezielt einladen, auch um zu erfahren, wie hoch die Grundstücke am Berliner Platz und an der Furtherhofstraße überhaupt bewertet werden. "Wobei wir nicht gewinnorientiert sind", betont Goldkamp. Die Rücklagen der Gemeinde seien ausreichend, um ein neues Projekt zu stemmen. "Uns ist aber wichtig, dass wir uns in der Nordstadt künftig auf einen Standort konzentrieren, um Unterhaltskosten zu sparen", sagt der Presbyter. Ein Neubau könne dann auch mit größeren Räumen angelegt werden, etwa um als Veranstaltungszentrum für die Nordstadtvereine zu dienen.
Wichtig ist der Gemeinde, nicht unter Zeitdruck zu stehen. Das Projekt, sich neu aufzustellen, ist langfristig angelegt — weil der Finanzplan der Nordstadtkirche zeigt, dass in den kommenden Jahren der Schuldenstand dramatisch steigen wird, wenn nicht gegengesteuert wird. "Wir können dieses Problem aber nicht aus eigener Kraft lösen", sagt Tobias Goldkamp. "Wir brauchen die Unterstützung von Investoren und der Verwaltung." Und darum werde die Gemeinde nun verstärkt werben.
