Neuss Noch keine Gesundheitskarte für Flüchtlinge

Neuss · Die Einführung einer elektronischen Gesundheitskarte für Flüchtlinge verzögert sich. "Im Moment gibt es sehr viele gesetzliche Änderungen", erklärt Sozialdezernent Stefan Hahn. "Die wollen wir erst abwarten, bevor wir uns durch einen jetzt schon geschlossenen Vertrag schlechter stellen."

90.000 Euro Mehrkosten würde die Karte für Neuss bedeuten, wenn die Stadt schon jetzt bei der für sie zuständigen Krankenkasse AOK die Gesundheitskarte bestellen würde, hat das Sozialamt ermittelt. Bei den Berechnungen ging es von rund 900 neu zugewiesenen Flüchtlingen im nächsten Jahr aus und durchschnittlich 500 Hilfeempfängern im Monat. "Wir werden durch die Gesundheitskarte kein Personal einsparen können", sagt Hahn. "Wir müssen auch die Gesundheitskarten persönlich aushändigen und anschließend mit den Ärzten abrechnen."

Die elektronische Krankenkarte soll Asylbewerbern einen unbürokratischeren Arztbesuch ermöglichen. Bislang müssen sie sich im Krankheitsfall beim Sozialamt einen Krankenschein holen und ihn dem Mediziner ihrer Wahl vorlegen. Mit der elektronischen Gesundheitskarte könnten Flüchtlinge direkt zu einem Arzt gehen. Eine mehrmalige Vorsprache beim Sozialamt wäre nicht mehr nötig.

Vorteile, die man auch im Sozialamt sieht. "Aber der damit verbundene finanzielle Aufwand wäre unverhältnismäßig hoch", sagt Hahn. Neben Ausstellungs- und Umlagekosten müssten die Städte nach der zurzeit gültigen Rahmenvereinbarung acht Prozent der entstandenen Behandlungskosten übernehmen. "Wie es aber aussieht, will der Gesetzgeber die Beteiligung der Kommunen an den Behandlungskosten auf fünf Prozent deckeln", sagt Hahn. Allein dadurch müsste Neuss 27.000 Euro weniger ausgeben. Daher sei es zu früh, schon jetzt eine Entscheidung zu treffen.

(sug)
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