Neuss "Noah"-Haus bleibt eine soziale Adresse

Neuss · Seit den 1980er Jahren betreibt die St.-Augustinus-Behindertenhilfe die Auflösung des Standortes am Alexianerplatz. Mit der Verlegung der Werk- und Begegnungsstätte in die von der Noah genutzten Räume ist das Projekt fast geschafft.

 Noch betreut Arbeitsbegleiter Rudolf Langer (l.) seine Klienten im Quirinus-Haus auf dem Alexianer-Gelände.

Noch betreut Arbeitsbegleiter Rudolf Langer (l.) seine Klienten im Quirinus-Haus auf dem Alexianer-Gelände.

Foto: Andreas Woitschützke

Für das Haus Berghäuschensweg 28 a, in dem die Evangelische Stiftung Hephata bis zum November das Restaurant Noah betrieben hat, wurde ein neuer Käufer gefunden: die St. Augustinus-Behindertenhilfe. Damit bleibt das Gebäude in einer sozialen Nutzung, denn der Fachbereich der Behindertenhilfe unter dem Dach der St. Augustinus-Kliniken will seine Werk- und Begegnungsstätte "St. Quirinus" dorthin verlegen.

Neuss: "Noah"-Haus bleibt eine soziale Adresse
Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Und mehr als das. Anknüpfend an die Arbeit der Noah, die in dem Wohnquartier mit etwa 2000 Bewohnern auch Betreuungs- und Servicedienste angeboten hatte, denkt der neue Eigentümer laut über ein Angebot haushaltsnaher Dienstleistungen nach. "Wir wollen uns in dem Quartier nützlich machen", betont Wilfried Gaul-Canjé, Geschäftsführer der Behindertenhilfe.

Drei Jahre hatte die St. Augustinus-Behindertenhilfe nach einem neuen Quartier für diese Einrichtung zur Betreuung von Menschen mit einer psychischen Erkrankung gesucht — und das mit wachsendem Zeitdruck. Denn spätestens im kommenden Jahr, wenn der Gesamtkomplex des ehemaligen St.-Alexius-Krankenhauses an den Orden der Alexianerbrüder zurückgegeben wird, wäre die Werk- und Begegnungsstätte, die täglich von etwa 150 Neussern angesteuert wird, obdachlos geworden. "Wir haben viel besichtigt und wieder verworfen", beschreibt Gaul die Anstrengungen der vergangenen Monate. Den nun gefundenen Standort nennt er auch deshalb ideal, weil er zentral in dem Geflecht von Einrichtungen liegt, das für die Unterstützung psychisch Kranker aufgebaut wurde.

Mit der Verlegung der Werk- und Begegnungsstätte steht nun kurz vor dem Abschluss, was in den 1980er Jahren mit der Zielsetzung "Hilfe mitten im Leben" begonnen wurde. Behinderte sollten nicht mehr in Heilanstalten versorgt sondern dezentral betreut werden. 15 gemeindeintegrierte Wohnhäuser entstanden seitdem im Rhein-Kreis, in Krefeld und im Rhein-Erft-Kreis, sieben sind noch in Planung. Wenn — wie geplant — im Mai der Betrieb der neuen Werk- und Begegnungsstätte startet, verbleiben im "Alexius" nur noch zwei Wohngruppen.

Am Berghäuschensweg ist keine Wohngruppe geplant. Dort wird psychisch Erkrankten, vorrangig aus dem Neusser Wohnverbund St. Alexius mit seinen beiden geschützten Wohnbereichen und neun Wohnhäusern, Gelegenheit geboten, einer Beschäftigung nachzugehen.

"Es ist für jeden Menschen wichtig, eine Aufgabe zu haben", sagt Gaul. Das Angebot am Berghäuschensweg sei niederschwellig, sagt Gaul: Kein Arbeitsdruck und ein sehr flexibler zeitlicher Rahmen machen das Haus zu einem Ort, so Gaul, "der die Menschen vorbereitet, wieder in die Spur in Richtung Teilhabe am Arbeitsleben zu kommen." Deshalb arbeitet die Werk- und Begegnungsstätte eng mit den Gemeinnützigen Werkstätten Neuss (GWN) und dem Integrationsbetrieb "Schnittgut" von GWN und Augustinus-Kliniken zusammen. "15 bis 20 Menschen schaffen jährlichen den Weg in die GWN", umreißt Gaul einen Erfolg der Werk- und Begegnungsstätte.

Bisheriger Besitzer des Hauses Berghäuschensweg 28 a ist der Neusser Bauverein, der vor mehr als zehn Jahren auch 40 Eigentums- und 80 barrierefreie Mietwohnungen in dem Quartier Meertal errichtete. Der hatte den Augustinus-Kliniken auch einen langfristigen Mietvertrag angeboten, doch wurde ein Kauf der Liegenschaft mit 1000 Quadratmetern Platz für Begegnung und Arbeitstraining als sinnvoller bewertet. Der Kaufpreis ist ausverhandelt aber noch kein Vertrag unterzeichnet.

Am Finanzierungsplan unter Einbezug der Stiftung Wohlfahrtspflege und der Aktion Mensch werde noch gearbeitet. Die hatten in der Vergangenheit jede Anstrengung unterstützt, die dem Aufbau gemeindenaher inklusiver Hilfestrukturen dienten.

(NGZ/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort