Neuss Neusserin spielte Schimmis Geliebte

Neuss · Die in Neuss aufgewachsene Schauspielerin Barbara Focke begann ihre Filmkarriere vor 35 Jahren an der Seite des jüngst verstorbenen Götz George im ersten Schimanski-"Tatort". In "Duisburg-Ruhrort" landet sie mit ihm im Bett.

 Schauspielerin Barbara Focke.

Schauspielerin Barbara Focke.

Foto: Nicole Manthey

Als Barbara Focke den jüngst verstorbenen, großen Kollegen Götz George kennenlernte, hatte sie zwar schon viel Bühnen-Erfahrung gesammelt. Unter anderem in Oldenburg am Staatstheater und in Hamburg, das schon damals die Wahlheimat der in Neuss aufgewachsenen Schauspielerin war. 36 Jahre alt war sie, hatte aber erst ein Jahr zuvor den ersten Versuch vor der Kamera gestartet ("Landungsbrücken"). Und dann die Rolle der Kneipenwirtin Lilo in dem ersten Schimanski-"Tatort" "Duisburg-Ruhrort" 1981: hätte sie auch schnell nach oben katapultieren können - wenn Götz George sich nicht quer gestellt hätte.

Kling nicht nach großer Zuneigung, aber wenn die 71-Jährige heute von ihrem damaligen Partner spricht, dann nur mit Respekt und Bewunderung. Vor der Kamera ist sie sogar mit George (damals 41) ins Bett gegangen. "Ja", sagt sie lachend, "das stand so im Drehbuch und hätte eigentlich auch in späteren Schimanski-,Tatorten' immer mal wieder sein können."

Für diese Lilo, patente Wirtin einer kleinen Kneipe namens "Der Goldene Anker" im Binnenschiffermilieu von Duisburg-Ruhrort, hat sie extra auf einem Rheinschiff in Düsseldorf das Kellnern gelernt. "Ich wohnte bei Freunden, bin einfach auf ein Schiff und habe gefragt, ob ich das zwei Tage lang machen darf", erzählt sie schmunzelnd. denn ihre Rolle war zunächst so angelegt, dass sie auch später immer wieder eingebaut werden konnte. "Lilo sollte immer dann in Erscheinung treten, wenn es Schimanski gut tun würde, eine Freundin zu haben", erzählt sie, "aber Götz George hat dann entschieden, dass er ständig wechselnde Beziehungen haben will. Damit war ich raus." Und mit einem hellen Lachen ergänzt sie: "Stellen Sie sich vor, wie berühmt ich heute wäre!"

An die Bettszene mit ihm kann sie sich gut erinnern. "Die kam so nett rüber", sagt sie, "eine wunderschöne Liebesgeschichte." Die auch beim heutigen Anschauen immer noch überzeugend wirkt: Da mögen sich zwei und freunden sich an. Allerdings hielt diese Stimmung nur, bis die Szene im Kasten war. Götz George habe genau auf den Punkt spielen können, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, sagt sie, danach zog er sich sofort zurück. "Er hat immer nur in einer Ecke auf einem Stuhl gesessen und kein Wort mit den anderen geredet", sagt Barbara Focke, die auch zugibt: "Als junge Schauspielerin fand ich das ganz fürchterlich."

Götz George – sein Leben in Bildern
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Bilder aus dem Leben von Götz George

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Dass er mit ihr kein Wort über das Drehbuch hinaus redete, war's weniger, was sie nicht verstehen konnte. "Aber er redete mit keinem", sagt sie, und damals habe sie auch gedacht, dass er den "Großkünstler" raushängen ließ. Schließlich hatte er auch ein Mitspracherecht bei den Drehbüchern, konnte deswegen auch durchsetzen, dass ihm keine Freundin reingeschrieben wurde. Mit Regisseur Hajo Gies habe sich George gut verstanden, "und wenn es um Gespräche über die Sache ging, das Drehbuch, das Spiel, war er ganz da".

Was aus ihr geworden wäre, wenn sie Schimmis Lilo hätte bleiben können - nein, für Barbara Focke ist das eine müßige Überlegung. "In diesem Geschäft läuft es manchmal merkwürdig", sagt sie, "und man muss aufhören, darüber nachzudenken, warum das eine klappt und das andere nicht." Zumal die Schauspielerin, die nach dem Abitur am Marienberg-Gymnasium die Folkwang-Hochschule in Essen besucht hat und immer wieder gerne Freunde und Familie in Neuss besucht, sich ohnehin kaum über einen Mangel an Arbeit beklagen kann. "Dabei bin ich schon Rentnerin", sagt sie lachend.

Aber mit dem Spielen aufhören - das kann sie nicht. Also steht sie immer wieder vor der Kamera - etwa drei Wochen in Amerika für einen Katie Fjorde-Film. In ihrem jüngsten Film "Eltern allein zu Haus", der im November in der ARD gezeigt wird, spielt sie wieder eine Geliebte, dieses Mal von Schauspieler Walter Kreye. Und natürlich malt sie weiter - Schafe. Vor acht Jahren waren Bilder von ihr auch in der Neusser Sparkasse zu sehen.

(hbm)
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