Veröffentlichung in Neuss Intensive Momente mit Geburt und Tod

Neuss · Miriam Steinhauer ist Hebamme und hat schon vielen kleinen Menschen auf die Welt geholfen. Dann ließ sich die 43 Jahre alte Neusserin auch als Sterbebegleiterin ausbilden. Über ihre Erfahrungen hat sie ein Buch geschrieben.

Man trifft selten auf eine Person, die einerseits Menschen auf die Welt bringt und sie andererseits in den Tod begleitet. Genau das aber macht Miriam Steinhauer. Die 43-jährige Neusserin arbeitet als Hebamme in einem Regionalkrankenhaus, im ambulanten Hospizdienst ist sie dagegen ehrenamtlich tätig. „Ich gehe einem vielseitigen, aufregenden und interessanten Beruf nach“, meint Steinhauer. „2001 habe ich mein Examen gemacht und war danach als Hebamme tätig, seit einigen Jahren bin ich nun auch als Sterbebegleiterin aktiv.“

 Miriam Steinhauer ist als Hebamme und Sterbebegleiterin unterwegs. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch zusammengetragen.

Miriam Steinhauer ist als Hebamme und Sterbebegleiterin unterwegs. Ihre Erfahrungen hat sie in einem Buch zusammengetragen.

Foto: Saskia Karbowiak

Ihre Berufserfahrungen und die unterschiedlichen Erlebnisse brachten sie schließlich auf den Gedanken, darüber ein Buch zu schreiben. „Als ich dann gefragt wurde, ob ich nicht Interesse daran hätte, habe ich zugestimmt“, erzählt sie. In dem Buch berichtet Steinhauer über ihre Erlebnisse als Hebamme und Sterbebegleiterin. „Es ist sozusagen in zwei Teile gegliedert. Im ersten Teil geht es um meinen Beruf als Hebamme, im zweiten Teil um die Erlebnisse, die ich als Sterbebegleitung hatte.“

Steinhauer fasst dort besondere Momente aus ihrem Berufsleben zusammen. Alle Geschichten basieren auf wahren Begebenheiten, lediglich die Namen und Berufe wurden aus Datenschutzgründen geändert. „Abgesehen davon, dass ich natürlich nicht die wahren Namen verwenden kann, war es mir auch wichtig, sicherzustellen, dass sich niemand meiner Patienten oder deren Angehörigen beim Lesen in einer Geschichte wiederfindet oder bloßgestellt fühlt.“

Die Geschichten selbst sind unterschiedlich. Manche liest man mit einem Lächeln auf den Lippen, andere wiederrum bewegen sehr. Steinhauer berichtet unter anderem von einem Baby, das kurz nach der Geburt zur Adoption freigegeben und von einem Paar aufgenommen wird, das sich seit vielen Jahren ein Kind wünscht. Auch eine Totgeburt, die Geburt eines Kindes mit Down-Syndrom oder einen Heiratsantrag während der Geburt beschreibt sie in ihrem Buch.

„Ich habe während meiner Zeit als Hebamme viel gesehen und erlebt. Dabei habe ich festgestellt, dass es sehr wichtig ist, den Schwangeren die Hilfe zu geben, die sie wollen und benötigen.“ Besonders wichtig bei der Betreuung der Schwangeren während der Geburt sei ein gutes Fingerspitzengefühl, um einen Zugang zu den Patienten und deren Angehörigen zu finden. Im zweiten Teil des Buches geht es um Steinhauers Erfahrungen in der Sterbebegleitung. Im Jahr 2018 ließ sie sich in einem Qualifizierungskursus zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin ausbilden. Auch dort sind die Geschichten sehr unterschiedlich. Sie handeln unter anderem von einem Paar, das seit 68 Jahren verheiratet ist und sich dann plötzlich voneinander verabschieden muss, oder von einer jungen und krebskranken Patientin, die von ihrer Familie und ihren Freunden beim Sterben begleitet wird sowie von einem Patienten, der kurz vor seinem Tod gemeinsam mit Steinhauer einen Brief an seinen Sohn geschrieben hat, zu dem er lange keinen Kontakt mehr hatte.

Obwohl die Geschichten allesamt sehr unterschiedlich sind, haben sie dennoch eins gemeinsam. „In allen Geschichten zeigt sich, wie wichtig es für den einzelnen war, Begleitung durch andere Menschen zu erfahren“, meint Miriam Steinhauer. „Das Gefühl emotionaler Nähe sowie die ehrliche Zuwendung und Fürsorge haben dabei geholfen, nicht nur mit schwierigen Situationen umzugehen, sondern auch, das Glück im eigenen Leben zu erkennen und wertzuschätzen. Es wird deutlich, dass ein wenig Hilfe und Empathie das Leben anderer Menschen maßgeblich erleichtern.“

Miriam Steinhauers Buch „Neugeborgen“ wurde am 23. Februar im Brendow-Verlag veröffentlicht und kann aktuell überall vorbestellt werden. Es ist sowohl online als auch in Büchereien erhältlich.

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