An der Raketenstation in Neuss Neusserin rettet ausgesetzte Hähne

Neuss · Bei einem Spaziergang hat eine Neusserin sie entdeckt: Sechs Tiere, die im bunten Federkleid in der Nähe der Raketenstation gackernd auf und ab stolzierten. „Erst dachte ich, dass es sechs Hähne sind“, erzählt sie, „aber vielleicht sind auch Hühner darunter“.

 Hähne und Hühner auszusetzen, ist nach dem Tierschutzgesetz verboten.

Hähne und Hühner auszusetzen, ist nach dem Tierschutzgesetz verboten.

Foto: dpa-tmn/Fredrik von Erichsen

Die 69-Jährige, die nicht mit Namen genannt werden möchte, wunderte sich, weil die Tiere völlig auf sich allein gestellt waren – ein Besitzer war nicht in Sicht. Und da die Hähne einen hungrigen Eindruck machten, brachte sie ihnen Futter und eine Schale Wasser vorbei. „Sie haben sich darauf gestürzt und wie verrückt gefressen“, erzählt die 69-Jährige. Von da an ging sie jeden Tag zu der Stelle und fütterte die gefiederten Tiere.

Zu Hause telefonierte sie mit der Polizei, dem Ordnungs- und Bürgeramt und schließlich auch mit dem Tierheim in Bettikum. Die kontaktierten Stefan Bröckling vom Tiernotruf Düsseldorf: Er ist in der der Region im Einsatz, wenn es darum geht, Tiere aus Notlagen zu befreien und einzufangen: „Er ist natürlich besser ausgestattet als wir“, erzählt die Leiterin Monika Provaznik. Und so rückte Stefan Bröckling mit einem vier Meter langen Setzkescher aus: Den braucht er normalerweise, um Entenfamilien im Stadtgebiet aus Hinterhöfen oder von Straßen zu retten. Hühner seien da eher selten. Obwohl sie nun schon einige Tage von der Neusserin gefüttert wurden, machten sie auf ihn einen abgemagerten Eindruck. „Wir haben einen Napf in den Kescher gestellt und die Tiere reingedrängt. Sie waren nicht sehr scheu, man merkt, dass sie normalerweise an Menschen gewöhnt sind“, erzählt er. Sowohl er als auch die Leiterin des Tierheims vermuten, dass jemand die Hähne ausgesetzt hat. Die 69-jährige Neusserin habe genau richtig gehandelt: „Das Aussetzen von Hühnern ist illegal“, sagt Stefan Bröckling. Sowohl moralisch als auch tierschutzrechtlich sei es wichtig, die Tiere wieder einzufangen. „Es sind Haustiere, die die Freiheit nicht gewöhnt sind“, erzählt Bröckling, „sie sind auf die Zufütterung angewiesen.“ So gehe er zwar davon aus, dass in dem Fall die Nahrungsaufnahme nicht das Hauptproblem gewesen sei – immerhin waren die Hähne in der Natur – dafür aber die Flüssigkeit. „Wenn Hühner nichts zu trinken bekommen, fressen sie auch weniger feste Nahrung“, sagt er. Mittlerweile sind die Tiere wohlbehalten im Tierheim untergebracht. Geflügel gehört da eher zu den seltenen Bewohnern: „Vor Jahren haben wir schon einmal welche aufgenommen, das war zu Zeiten der Vogelgrippe“, sagt sie. „Die Tiere machen einen guten Eindruck.“ Dennoch: „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir schnell einen neuen Besitzer finden, der sie artgerecht hält.“

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