Neuss Neusser Theater-Doku kommt ins Kino

Neuss · Die Dokumentarfilmerin Martina Fluck hat die Proben zu den beiden RLT-Inszenierungen von Esther Hattenbach und Bettina Jahnke von Hebbels "Nibelungen" begleitet. Der rund 90 Minuten lange Film wird nun im Kino Hitch gezeigt.

 Regisseurin Bettina Jahnke und Schauspieler Georg Strohbach bei den Proben zu "Kriemhilds Rache" aus "Die Nibelungen" am RLT.

Regisseurin Bettina Jahnke und Schauspieler Georg Strohbach bei den Proben zu "Kriemhilds Rache" aus "Die Nibelungen" am RLT.

Foto: Yucca-Filmproduktion

Das Rheinische Landestheater war nicht die erste Wahl — aber letzten Endes die glückliche. Seit zehn Jahren verfolgt die Filmemacherin Martina Fluck den Plan, eine Doku über den Dramatiker Friedrich Hebbel (1813—1863) zu drehen. Unabdingbar war für sie dabei die Einbeziehung seines letzten Stücks "Die Nibelungen", und so suchte sie, nachdem die Finanzierung für den Kinofilm endlich stand, eine Bühne, die das Drama auf dem Spielplan hatte. Fündig wurde sie zunächst in Dortmund. Doch zwei Tage vor der Premiere im April vergangenen Jahres wurde das Stück abgesetzt, ohnehin hatte sich die Kooperation schwierig gestaltet.

 Das Ensemble von "Siegfried" aus "Die Nibelungen" unter Regisseurin Esther Hattenbach bei einer ersten Besprechung.

Das Ensemble von "Siegfried" aus "Die Nibelungen" unter Regisseurin Esther Hattenbach bei einer ersten Besprechung.

Foto: Yucca-Filmproduktion

"Wir haben verzweifelt gesucht", sagt sie, "und dann erfahren, dass das Landestheater das Stück zum Auftakt der aktuellen Spielzeit inszeniert." Jetzt, wo der Film "Friedrich Hebbel — Traumbilder" fertig ist, am kommenden Wochenende im Kino Hitch gezeigt wird, spricht sie immer noch von einer glücklichen Fügung, die ihre Yucca-Filmproduktion und das Neusser Theater zusammengebracht hat.

Neuss: Neusser Theater-Doku kommt ins Kino
Foto: Yucca-Filmproduktion

RLT-Intendantin Bettina Jahnke, die selbst den zweiten Teil "Kriemhilds Rache" inszenierte, war sofort bereit, mitzumachen und hatte auch die andere Regisseurin des Projekts, Esther Hattenbach für "Siegfried", überzeugen können. Und so reiste Flucks Team drei Mal an, um den Probenprozess zu den Neusser "Nibelungen" zu begleiten. "Ich weiß, dass es für Schauspieler und Regisseure nicht einfach ist, sich bei dabei beobachten zu lassen", betont Fluck, "denn da passiert noch so viel, was sich später vielleicht doch wieder ändert." Von Beginn aber, so sagt sie, waren auch die Schauspieler "unglaublich bereit und positiv eingestellt".

Gerade dieser Prozess hin zur Entstehung der Aufführung ist ihr wichtig, und so ist immer noch spürbar glücklich, dass sie in Neuss Theatermacher fand, an deren Arbeit sie analog zu Hebbels eigenem Ringen auf seinem Weg vom Tagelöhner-Sohn zum bedeutenden Dramatiker zeigen kann, welche Gefühle, welche Kraft darin stecken muss. "Dieser Prozess ist für mich wichtiger als die fertige Inszenierung", sagt sie unmissverständlich und lobt: "Diese wunderbaren Inszenierungen setzen sich ganz, ganz ernsthaft mit dem Text von Hebbel auseinander." Das Drama über die Nibelungen sei ein Lebensthema von Hebbel gewesen, erklärt sie weiter, "schon als Kind hat er die Sage gelesen". Mit diesem Drama habe er ein "vollendetes Schlusswerk" hinterlassen, findet sie.

Gefilmt hat Martina Fluck indes nicht nur am Neusser Theater, sondern auch am experiment theater Wien, das Hebbels Stück "Maria Magdalena" einstudiert hat. Parallel zu den Probenprozessen spannt Fluck in ihrem Film den Bogen des Hebbelschen Lebens von den Träumen des Kindes, eines Tages ein Schriftsteller zu sein, über das Ankommen im Schreiben und den Erfolg an deutschen Bühnen bis hin zu den beiden wichtigsten Frauen: Elise Lensing und Christine Enghaus. Ihren rund 90 Minuten dauernden Film hat sie dabei gegliedert wie ein klassisches Bühnendrama: in drei Akten ("Vom Traum zur Dichtung", "Von der Schuld zum Drama", "Von der Liebe zum Erfolg").

Wenn Martina Fluck überhaupt etwas bedauert an dieser Produktion, dann dies: "Es ist extrem schade, dass der Film erst jetzt zu sehen ist, wo die beiden ,Nibelungen'-Aufführungen nicht mehr auf dem RLT-Spielplan stehen." Andererseits, so tröstet sie sich, sei der Film für jeden, der in einer Vorstellung war, ein vertiefendes Erlebnis.

(NGZ)
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