Student aus Neuss ist Mitbegründer „Aid Pioneers“ leisten Soforthilfe für Kinder in Not

Neuss · Seit Oktober hat der ehrenamtlich tätige Neusser Stephan Glasmacher eine Mission: Kinder in Krisengebieten dabei zu unterstützen, ein Stück ihrer Kindheit zurückzugewinnen.

 Ilja Iden, Constantin Gemmingen und Stephan Glasmacher in der als Lager der „Aid Pioneers“ genutzten Halle des Großhandels- und Logistikunternehmens Iden in Berlin.

Ilja Iden, Constantin Gemmingen und Stephan Glasmacher in der als Lager der „Aid Pioneers“ genutzten Halle des Großhandels- und Logistikunternehmens Iden in Berlin.

Foto: Aid Pioneers

Das mit dem Bachelor abgeschlossene Studium der Volkswirtschaft (Schwerpunkt Politik) in Köln mit dem Master in „Public Economics“ an der Freien Universität Berlin zu veredeln, so lautete der grobe Plan von Stephan Glasmacher bei seiner Rückkehr in die Bundeshauptstadt im Oktober. An der Spree hatte der 22 Jahre alte Neusser 2016, nach bestandenem Abitur am Quirinus-Gymnasium, auch schon ein sechswöchiges Praktikum bei dem da noch als Gesundheitsminister im Kabinett von Angela Merkel sitzenden Hermann Gröhe absolviert. Doch es gehört nun mal zur DNA des ehemaligen Messdieners an der St. Josef Kirche (Neusser Furth) anderen Menschen ehrenamtlich zu helfen. So hat er etwa als Tischtennis-Partner unter anderem von Special-Olympics-Goldjunge Oliver Burbach Sportler mit Handicap begleitet. Nun fand er zusätzlich zu seiner akademischen Karriere und seinem Job als Werksstudent am Lehrstuhl in Berlin noch ein weiteres Betätigungsfeld.

Er zählt zu den Gründern der „Aid Pioneers“, eine recht heterogene Gruppe von aktuell 30 Studierenden und Berufsanfängern (Tendenz steigend), die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Kinder in Krisengebieten zu unterstützen. Die Geburtsstunde des mittlerweile eingetragenen Vereins liegt freilich schon gut ein halbes Jahr zurück. „Die schrecklichen Bilder in den Nachrichten von der Explosion in Beirut am 4. August haben uns alle schockiert“, erinnert sich Glasmacher. „Aber wir wollten nicht einfach nur unsere Anteilnahme via Social Media bekunden, sondern den Menschen vor Ort helfen.“ Von seinem Abi-Kollegen Daniel Longerich auf das ungewöhnliche Projekt aufmerksam gemacht, begab sich der Neusser ans gute Werk. Auf die innerhalb kürzester Zeit errichtete Luftbrücke Berlin-Beirut, über die Kleidung für mehr als 1000 Kinder, unzählige Kuscheltiere, Spielsachen, rund 10.000 Stifte und sogar Coronamasken den Weg in die Hauptstadt des Libanon fanden, folgten weitere Einsätze. In Kooperation mit dem Innenministerium organsierten die Pioniere Hilfsgüter für die Kinder im abgebrannten Flüchtlingslager Moria. Auf der Agenda stehen auch der Nord-Irak und Syrien. Stets die oberste Maxime sei dabei, erklärt Glasmacher, „die Menschen direkt vor Ort zu unterstützen und den Verwaltungsaufwand so niedrig wie möglich zu halten. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine Spendeneffektivität, also das, was wirklich bei den Kindern ankommt, von 85 Prozent zu erreichen. Im Moment liegen wir sogar bei 88 Prozent.“ In sein Ressort fällt vor allem die Crowdfunding-Kampagne „#bepragmatic“, die seit Dezember immerhin schon rund 24.000 Euro eingebracht hat. Der Vereinsname „Aid Pioneers“ ist dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Glasmacher: „Die von uns errichtete Luftbrücke in die Krisengebiete steht allen offen. Jeder kann sich uns anschließen, jede Nichtregierungsorganisation ist ausdrücklich dazu aufgerufen, unsere Plattform zu nutzen.“

Seit Januar starten die Flieger mit Hilfsgütern für den Libanon nicht mehr nur aus Berlin, sondern auch aus Düsseldorf. „Darum sind auf der Suche nach festen Lagermöglichkeiten in der Nähe der Landeshauptstadt“, sagt der agile Neusser. Dirk Sitterle

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