Neuss Neusser spenden für die Asylbewerber

Neuss · Winterjacken und -mäntel, Pullover, Hosen, Schuhe und Spielsachen – die Spendenbereitschaft ist sehr groß.

So kamen viele an – nur mit eilig gepackten Plastiktüten.

So kamen viele an – nur mit eilig gepackten Plastiktüten.

Foto: woi

Winterjacken und -mäntel, Pullover, Hosen, Schuhe und Spielsachen — die Spendenbereitschaft ist sehr groß.

"Pondeljak-petak" steht auf dem großen Schild an der Tür. Das ist serbisch und heißt übersetzt Kleiderkammer. Das Wort Kammer allerdings passt nicht wirklich. Denn betritt man den Raum, in dem zurzeit die Kleidung aufbewahrt wird, die seit knapp vier Wochen tagtäglich von den Neussern angeliefert wird, erinnert der eher an einen Saal.

"Wir waren froh, dass uns die Ordensbrüder den Raum zur Verfügung gestellt haben", sagt Einrichtungsleiter Jörg Thiel von der Organisation European Homecare. Denn Platz ist dort genug auf den meterlangen Tischen, die einst als Esstische genutzt wurden.

Auf ihnen stapeln sich Sweatshirts, Pullover, Hosen, Hemden und Blusen. Für die Mäntel und Jacken haben die Homecare-Mitarbeiter extra Gummi-Schläuche, die an starken Ketten hängen, angebracht. Sie dienen als als Kleiderstangen. Täglich ist die Kammer von 18.30 bis 20 Uhr für die Asylbewerber geöffnet. "Momentan", sagt Thiel, "sind es 65, wobei wir heute Abend noch einen Bus erwarten."

150 dürfen laut Vertrag zwischen der Ordensgemeinschaft der Alexianer-Brüder als Eigentümer der Immobilie und der Bezirksregierung Arnsberg als Koordinierungsstelle des Landes an der Nordkanalallee untergebracht werden. So viele waren es auch am 20./21. Oktober, als die ersten Asylbewerber mit einem Bus gebracht wurden. Wegen des großen Andrangs in Nordrhein-Westfalen wird Neuss vorübergehend — neben Dortmund und Bielefeld — als Erstaufnahme-Einrichtung genutzt. Das heißt, dass die Asylbewerber nur wenige Tage hier bleiben.

Neben Schöppingen und Hemer soll Neuss jedoch bald, wie vorgesehen, zu einer Zentralen Unterbringungseinrichtung werden. Dann bleiben die Menschen mehrere Wochen. Wielange auch immer sie bleiben, eins benötigen die meisten unbedingt: Kleidung, vor allem warme. "Viele kommen nur mit einer Plastiktüte, andere haben gar nichts dabei", berichtet Renate Walkenhorst, Sprecherin von European Homecare. In der Kleiderkammer werden sie fündig. Dort gibt es auch Spiele für die Kinder — und einen ganzen Tisch voller Kuscheltiere.

Untergebracht sind die Flüchtlinge in Zweier-, Vierer-, Sechser- oder Achter-Zimmer. "Familien wohnen in einem Zimmer. Und wir versuchen diejenigen, die dieselbe Sprache sprechen, gemeinsam unterzubringen. 14 Nationen leben derzeit im Alexius-Krankenhaus. Damit alle Anträge rasch und richtig ausgefüllt werden können, ist mindestens ein Mitarbeiter von European Homecare einer der Sprachen mächtig. Englisch sprechen alle.

Der Tagesablauf ist geregelt mit Terminen für die ärztlichen Untersuchungen, dem Vorstellen in der Zentralen Ausländerbehörde in Köln, den Mahlzeiten und der Zimmerreinigung, denn für saubere Zimmer müssen die Bewohner selbst sorgen. In einem Aufenthaltsraum steht eine Tischtennisplatte, ein Billardtisch sei bestellt, sagt Jörg Thiel. Auch das Kinderzimmer soll bald fertig sein. Doch Walkenhorst und Thiel sind sich einig, dass den Menschen noch mehr angeboten werden müsste. "Ich fände es toll, wenn wir den Kindern regelmäßige Veranstaltungen anbieten könnten", sagt die Sprecherin.

Am 5. Dezember jedenfalls wird ein Nikolaus die Einrichtung besuchen und sicher einige Überraschungen im Rucksack haben.

(NGZ/rl)
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