Neuss Neusser "Schul-Opas" werden preisgekrönt

Neuss · Deutschkenntnisse sind für ausländische Schüler die Voraussetzung, um in eine Regelklasse wechseln können. Damit sie den Sprung schaffen, gibt es das Projekt "Ziemlich coole Freunde" der Bürgerstiftung. Morgen wird es ausgezeichnet.

 Emilio Raggi (vorn) und Ralf Fourmont helfen in der Hauptschule.

Emilio Raggi (vorn) und Ralf Fourmont helfen in der Hauptschule.

Foto: woi

Emilio Raggi und Ralf Fourmont sind die "Schul-Opas" für die Schüler der Vorbereitungsklasse der Gemeinschaftshauptschule Gnadentaler Allee. Sie hören den 22 Jugendlichen, die aus zehn verschiedene Nationen kommen, zu, helfen beim Lernen und begleiten sie bei Ausflügen. "Sie bereichern unseren Tag", sagt Lehrerin Anja Segovia (35), die die Unterstützung der beiden Rentner zu schätzen weiß.

"Wir beantworten alle Fragen – außer bei Tests, obwohl die Schüler das gerne hätten", sagt Emilio Raggi und lacht. Der 65-Jährige stammt aus Turin und ist vor 37 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen, um als Programmierer zu arbeiten. "Ich weiß, wie es ist, die Sprache des Landes nicht zu sprechen. Ich kann mich in die Schüler hineinversetzen", sagt er.

So kümmert er sich gemeinsam mit Ralf Fourmont (64) unter anderem um Luis (16), der vor zwei Monaten aus Spanien nach Neuss gekommen ist. "Ich fühle mich schon wie zu Hause in Deutschland", sagt er auf Spanisch, denn Deutsch spricht er noch nicht so gut. Zum Teil verdankt er das neue Heimatgefühl – wie viele seiner Klassenkameraden, die nicht in Deutschland geboren wurden, – seinen beiden Schul-Opas.

Der "Schul-Opa" ist Teil des Projektes "BeKo2+" (Besser Kommunizieren, besser kooperieren + besser Konzentrieren = besser lernen) unter dem Dach der Bürgerstiftung Neuss (Bü.Ne). Das entstand unter dem Titel "Ziemlich coole Freunde – Seniorpartner in Schule" in Zusammenarbeit mit der Hauptschule Gnadentaler Allee und Schulsozialarbeiterin Ilka Weißenfeld-Thiemann und wird aus Mitteln des Berthold-Koch-Stiftungsfonds finanziert, der ersten Zustiftung zur Bü.Ne. Für diese Idee und Initiative wird die Bürgerstiftung morgen in Berlin mit dem Förderpreis für "Aktive Bürger" in der Kategorie "mitMachen"ausgezeichnet.

"In der Theorie kommen wir zweimal die Woche in die Klasse. In der Praxis sind wir viel öfter da", sagt Raggi. "Sprache lebt vom Dialog. Und wir nehmen uns die Zeit, mit den Jugendlichen zu sprechen, damit sie leichter und schneller lernen, um sich besser zu integrieren." Ziel sei es auch, dass die Schüler schnellstmöglich von der Vorbereitungsklasse in die Regelklasse wechseln können. Doch auch dann endet die Betreuung durch die Senioren nicht: "Wenn jemand den Sprung geschafft hat, gehe ich mit ihm in die Regelklasse", so Raggi.

Unterstützt werden die beiden engagierten Senioren auch von Frieder Ringel vom Jugendmigrationsdienst. Er singt gemeinsam mit den Schülern und begleitet sie auf der Gitarre. "Über das Singen kommen sie der deutschen Sprache spielerisch näher. Außerdem schreiben sie die Texte selbst", sagt Ringel. Kräftig mit dabei ist auch Emilio Raggi, der als Opernsänger das Ensemble mit seiner Stimme unterstützt. Wie "echte" Opas beobachten auch Raggi und Fourmont stolz die Fortschritte ihrer Schützlinge. "Wir bringen außerschulische Erfahrungen mit und sind getreu unserem Motto einfach ,ziemlich coole Freunde'", sagt Fourmont.

(NGZ)
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