Neusser Mosaike: Tour macht im Kunstraum Station Trafostation – eine gute Adresse für die Kunst

Neuss · Neuss-Marketing und NGZ luden zum Besuch des Kunstraums Deutsche Straße ein, wo sich auch der Trägerverein vorstellte.

 Der Kunstraum Deutsche Straße wurde durch den verstorbenen Günter Meuter geprägt. Auch an ihn wurde bei der Mosaike-Tour von Neuss-Marketing erinnert.

Der Kunstraum Deutsche Straße wurde durch den verstorbenen Günter Meuter geprägt. Auch an ihn wurde bei der Mosaike-Tour von Neuss-Marketing erinnert.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Mit nur acht Teilnehmern war die jüngste Veranstaltung der Reihe „Neusser Mosaike“ sehr mäßig besucht, obwohl ein sehr interessantes „Mosaik“ vorgestellt wurde: der „Kunstraum Neuss“ mit seinem Förderverein. Vorstandsmitglied Michael Koenigs hatte jede Menge zu erzählen – unter anderem auch über Günter Meuter, der dem Kunstraum Neuss mit seiner schillernden Persönlichkeit über viele Jahre seinen Stempel aufgedrückt hatte, bis er vor knapp fünf Jahren verstarb.

Am Samstag mit dabei: Rüdiger Kohl. Der Wahl-Neusser, der noch bis zum 23. September an der Deutsche Straße 2 ausstellt, ist der zweite Fotokünstler, der aktuell im Kunstraum Neuss eine Auswahl seiner Arbeiten präsentiert.

Wer Günter Meuter noch erlebt hat, weiß, wie verrückt er sein konnte. Der Mann, der sich gerne in Brokatstoffen zeigte, hatte Vorlieben, die man ihm gar nicht zugetraut hätte: „Für ihn war an 365 Tagen im Jahr Weihnachten“, erzählte Koenigs. Nach seinem Tod seien 2000 bis 3000 Weihnachtskugeln gefunden worden. Eine der Lieblingsräume des Gesamtkunstwerks Meuter war die „Schneehütte“, die er „Die Blume der Hausfrau“ nannte. Aus diesem Nebenraum des jetzigen Ausstellungsraums sind die vielen „Staubfänger“ längst entsorgt worden. Noch vor seinem Tod hatte Meuter als bekennender Beuys-Fan dessen Rednerpult für 4500 Euro verkauft. Und der VW Käfer, mit dem er durch Neuss cruiste, einen riesigen Stoffbären auf dem Beifahrersitz, stammt ebenfalls von Beuys.

Der jetzige „Kunstraum Neuss“ war früher eine Trafostation, die im Krieg stark beschädigt worden war und ab 1948 wieder das umliegende Viertel mit Strom versorgte. Es wurde Ende der 1980er Jahre nicht mehr gebraucht. Der Schrebergarten-Charme des Gartens und der Gastronomie war ganz im Sinne von Günter Meuter, der die bayrische Lebensart zu schätzen wusste. „Mit dem Kunstprojekt World Fax, für das er als Sponsor 3M gewinnen konnte, brachte er es zu überregionaler Bekanntheit, er hatte sogar zeitweise einen Butler“, erklärte Koenigs.

Kapriziös war aber auch so mancher Künster, der im „Kunstraum Neuss“ ausstellen durfte beziehungsweise so gnädig war, seine Bilder zu zeigen. Koenigs erklärte, warum keine Skulpturen ausgestellt werden. „Es kommt immer wieder vor, dass der Ausstellungsraum für gastronomische Zwecke genutzt wird.“ Darauf sei der Pächter angewiesen.

Unter dem Titel „Sichtbarkeiten“ zeigt Rüdiger Kohl derzeit seine außergewöhnlichen Fotografien und stand für Fragen zur Verfügung. Besonders beeindruckend unter seinen Exponaten: Die Kois, die vor allem auf dem großformatigen Foto nicht zu erkennen sind, sondern als buntes Gewimmel erscheinen. Und in Venedig reizten ihn nicht die Gondeln, sondern das Morbide.

Sechs Ausstellungen stemmt der Förderverein, den Künstlerrn entstehen in der Regel keinerlei Kosten. Michael Koenigs (62) freut sich, dass es mittlerweile genügend Anfragen von qualifizierten Künstlern gebe – das sei nicht immer so gewesen. Bis Ende 2019 seien schon alle Termine vergeben. Das Areal ist dem Verein von der Stadt überlassen worden gegen eine Pacht. Alle Reparaturen muss der Verein auf eigene Kosten ausführen. Glücklich ist man aktuell darüber, dass die Stadt den Vertrag mit dem Verein um zehn Jahre verlängert wird.

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