Rundgang durch Neuss Biologe zeigt die Stadt und ihre Ökologie

Neuss · Zum Start der sommerlichen Thementouren, zu denen Neuss Marketing und die NGZ einladen, nimmt Biologe Joachim Busch die Teilnehmer am 8. Juni mit auf einen ökologischen Streifzug durch die Stadt.

 Die Stadt bietet oft an Orten Lebensraum für Tiere und Pflanzen, wo man sie nicht erwartet. Biologe Joachim Busch zeigt, wo in Neuss ein genauer Blick lohnt.

Die Stadt bietet oft an Orten Lebensraum für Tiere und Pflanzen, wo man sie nicht erwartet. Biologe Joachim Busch zeigt, wo in Neuss ein genauer Blick lohnt.

Foto: Melanie Stegemann

Wer sagt, dass interessante Naturbeobachtungen nur irgendwo weit draußen in Feld, Wald oder Flur möglich sind? „Man muss nicht weit weg in besondere Schutzgebiete fahren, um viel zu sehen, zu hören und zu entdecken“, versichert der Neusser Joachim Busch. Den Beweis für diese Behauptung tritt er am Samstag, 8. Juni, an. Dann nimmt der promovierte Biologe im Rahmen der Tourenreihe „Neusser Mosaike“ interessierte Neusser mit auf einen rund zweistündigen ökologischen Spaziergang durch die Innenstadt. Und zeigt von Pflanzen und Tieren besiedelte Lebensräume, wo sie die wenigsten erwarten würden: auf Mauern, in Pflasterritzen und auf sogenannten Baumscheiben, am Erftmühlengraben und im Rosengarten.

Einfach mal beim Schaufensterbummel oder während der Wartezeit auf den Bus an der Haltestelle Augen und Ohren offen halten – dazu möchte Joachim Busch mit seinen Erläuterungen ermuntern und die Sinne für scheinbar Verstecktes schärfen.

Denn tatsächlich gibt es beim Spaziergang durch Neuss zwischen Hauswänden und Straßenbegleitgrün reichlich zu entdecken. Etwa eine abwechslungsreiche Mauer-Vegetation, je nach Steinart, Beschaffenheit der Fugen oder Standortbedingungen wie Schatten oder Sonne: „Das sind meist Arten, die ursprünglich an Felsstandorten beheimatet waren, darunter auch solche, die nicht so häufig anzutreffen sind“, erklärt Joachim Busch, der immer froh ist, wenn Mauern nicht zu oft vom vermeintlichen „Unkraut“ gereinigt oder Baumscheiben gejätet werden.

Auch in den Zwischenräumen der Gehwegplatten siedeln sich Pflanzen an, die aus Sicht des Biologen auf jeden Fall einen zweiten Blick lohnen: „Pflasterritzen-Gesellschaften“ nennen die Biologen die Blumen, Flechten und Moose, die in der jeweiligen Zusammensetzung nur in dieser vom Menschen gemachten Umgebung vorkommen. „Das sind oft schöne Beispiele dafür, dass sich die Natur ansonsten trostlose Ecken wie Industriegebiete, Autobahn-Raststätten oder Bahngelände zurückerobert“, sagt Joachim Busch. Viele übersehen diese Besonderheiten im Alltag.

Was die Neusser Innenstadt nach Ansicht des Biologen von anderen Siedlungsgebieten unterscheidet: „Der Hafen ist nicht nur ein Einfallstor für Waren und Menschen, sondern auch für Tiere und Pflanzen.“ Zahlreiche ursprünglich im Rheinland nicht heimische Pflanzenarten, sogenannte Neophyten, sind irgendwann sozusagen als „blinde Passagiere“ aus Afrika, Asien oder Amerika eingereist.

Eingewanderte Tierarten wie die Nutria oder die zahlreich im Stadtgebiet lebenden Halsbandsittiche fühlen sich dank der milden Winter im Rheinland längst wohl in der Region. Andere wild lebende Tiere sind in der „natürlichen“, obwohl künstlich geschaffenen Landschaft der Neusser Parks anzutreffen: so etwa Graureiher, Kanadagänse oder der blau-schillernde Eisvogel. Letzterer sei übrigens gar nicht mehr so selten. „Rein statistisch schätze ich, dass entlang der Erft etwa jeden Kilometer ein Eisvogel-Paar lebt, in Gnadental klappert der Eisvogel die Fischteiche in den Privatgärten ab“, berichtet der Naturkenner.

Auch das „Klima“ wird Joachim Busch thematisieren: So unterscheide sich nicht nur das Klima einer Stadt von dem ihres Umlandes, vielmehr habe auch jede Stadt ihr ganz eigenes Klima. Hinweis auf den Klimawandel sei das Vorkommen mancher wärmeliebender Pflanzenarten, die sich immer stärker Richtung Norden hin ausbreiten. Noch profitiert die Neusser City von den zahlreichen Frischluftschneisen wie dem Hafen, der Erft und zahlreichen Grünanlagen. „Diese sorgen dafür, dass sich die Stadt in heißen Sommern nicht zu stark aufheizt“, erklärt Busch.

Der Rundgang im Zuge der Reihe „Neusser Mosaike“ beginnt am Samstag, 8. Juni, um 15 Uhr. Er steht unter dem Motto „Stadtökologischer Spaziergang – die Stadt als (Er)Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen“. Die Dauer ist mit etwa zwei Stunden angesetzt. Da die Teilnehmerzahl auf 20 begrenzt ist, ist eine vorherige Anmeldung erforderlich. Sie ist bei der Tourist Info, Büchel 6, entweder direkt vor Ort oder telefonisch unter 02131 4037795 oder epr E-Mail an tourist-info@neuss-marketinge.de möglich. Die Teilnahme kostet zehn Euro.

(NGZ)
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