Neuss Neusser Messbesteck für Kraftwerke

Neuss · Das kleine Neusser Unternehmen Energy Support rüstet Transformatoren weltweit mit einer Analyse-Technik aus, die Störungen und Schäden frühzeitig sichtbar macht. Dieses Trafo-Monitoring wird immer wichtiger.

 Geschäftsführer Wolfgang Sorgatz zeigt die Entgasungseinheit, mit der die Öl-Gas-Probe kontaminationsfrei aus dem Transformator entnommen wird. Anschließend wird sie in weiteren Apparaten analysiert.

Geschäftsführer Wolfgang Sorgatz zeigt die Entgasungseinheit, mit der die Öl-Gas-Probe kontaminationsfrei aus dem Transformator entnommen wird. Anschließend wird sie in weiteren Apparaten analysiert.

Foto: Lothar Berns

Eine kleine Ölprobe kann viele Millionen Euro wert sein. Nämlich dann, wenn sie anzeigt, was an einem Transformator nicht in Ordnung ist - und zwar, bevor die teure Installation ihren Dienst einstellt und das Kraftwerk stillsteht. Der Neusser Wolfgang Sorgatz weiß, wie es geht. "Mit einer Ölgas-Analyse können wir erkennen, welche Schadgase auftreten und so genaue Probleme herausfinden. Das ist wie ein großes Blutbild beim Arzt", sagt der Chef des Unternehmens Energy Support. Er ist nicht der Arzt, sondern derjenige, der das Operationsbesteck liefert.

Seit zwölf Jahren ist Sorgatz gemeinsam mit seinem Kompagnon Gernoth Dobianer selbstständig in der Energiebranche tätig. Beide waren zuvor bei Bauer Prüf- und Messtechnik beschäftigt und machten sich mit ihrer Geschäftsidee selbstständig: Geräte zu konstruieren, bauen zu lassen und weltweit zu vermarkten, mit denen Energieversorger den Zustand von Transformatoren, wie sie in der Stromerzeugung eingesetzt werden, genau analysieren können. Trafo-Monitoring nennen das die Experten, und das wird immer wichtiger. "Man kann Transformatoren nicht so einfach ersetzen. Die Lieferzeit ist lang, und die Kosten sind groß", sagt Sorgatz. Bis zu 15 Millionen Euro kostet ein Trafo für ein Großkraftwerk. "Man kalkuliert eine Betriebszeit von etwa 30 bis 40 Jahren. Die können wir mit den Informationen aus der Analyse verlängern, je nach Art des Fehlers sogar um zehn bis 15 Jahre." Damit besetzt Energy Support, das seinen Sitz am Sperberweg hat, eine winzige Nische in einem weltweit gigantischen Markt. "Die Art der Energieerzeugung ändert sich, aber man braucht immer einen Transformator", sagt Sorgatz. Und damit auch die Technik, die die teure Installation in Schuss zu halten hilft.

Und das funktioniert so: Mit einer Entgasungseinheit wird die Probe aus dem Transformator entnommen. Dafür hat Energy Support eine eigene Diagnosemethode mit Vakuumtechnik entwickelt, die seit 2005 eingesetzt wird. Im zweiten Schritt wird dieser Entgaser kombiniert mit einem Messgerät, dem Gaschromatografen. Das System splittet elf Gase auf; jedes von ihnen, aber auch verschiedene Kombinationen, werden gemessen - und bei schlechten Werten schlägt das System Alarm. Mittlerweile können diese Einheiten auch mobil betrieben und online abgelesen werden - das bringt etwa Vorteile bei Messungen entlang kilometerlanger Pipelines. Große Konzerne in nahezu allen Erdteilen setzen diese Technik ein.

Die Geräte werden konstruiert von den Neussern und gebaut in einem Partnerunternehmen in Halle bei Leipzig. Den Vertrieb weltweit übernimmt wiederum Energy Support selbst - etwa über jährliche Informationsveranstaltungen in Dubai, Shanghai und Bad Honnef. "Unser Know-how liegt im technischen Vertrieb. Wir verkaufen weltweit über Vertretungen in etwa 100 Ländern", sagt Sorgatz. "Wir sind in einer absoluten Nische und es funktioniert, wie wir es uns gewünscht haben."

(NGZ)
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