Neusser Kulturtreff „Eine Putztruppe gegen alte Nazis“

Neuss · Für Friedbert Pflüger, er war Gast beim Neusser Kulturtreff, ist die „68er-Revolution“ gut und richtig.

 Simone Habig sowie Hermann Gröhe als Schirmherr konnten Friedbert Pflüger zum Neusser Kulturtreff im Börsencafé begrüßen.

Simone Habig sowie Hermann Gröhe als Schirmherr konnten Friedbert Pflüger zum Neusser Kulturtreff im Börsencafé begrüßen.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Die Studentenbewegung der 68er hat in der Gesellschaft einiges in Gang gesetzt. Im Gespräch mit einem, der die Nachwehen dieser Zeit hautnah miterlebt hat, blickte die Konrad Adenauer Stiftung am Samstag im Rahmen des Neusser Kulturtreffs 50 Jahre zurück.

Simone Habig vom Regionalbüro Rheinland der Stiftung freute sich im Börsencafé über volle Ränge. Auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und NRW-Ministerin Ursula Heinen-Esser interessierten sich für die Zeit der Studentenrevolte. Habig erinnerte daran, dass die Ereignisse jener Jahre eine ganze Generation geprägt haben. Und der Bundestagsabgeordnete Hermann Gröhe lud als Schirmherr der Veranstaltung auch deshalb dazu ein, eine differenzierten Blick auf die unruhigen Jahre nach 1968 zu werfen.

Neben all dem politischen Wandel in der Zeit der 68er war diese auch kulturell prägend. Die Frage „Beatles oder Stones?“ musste im Börsencafé nicht gestellt werden, denn den musikalischen Rahmen zur Diskussion gestaltete „The Beatles Forever Band“. Musiker Manfred Hansen erinnerte daran, dass die Beatles der Jugend die Gelegenheit gegeben hätten, „sich frei zu schwimmen“. Und erst die Bewegung der „68er“ hätten dafür gesorgt, dass eine Jugendkultur entstehen konnte.

Im Gespräch mit Elke Tonscheidt beleuchtete der Staatssekretär a.D. Friedbert Pflüger die Zeit. Es ging um seine eigenen Erlebnisse als Vorsitzender des „Ring Christlich-Demokratischer Studenten“ (RCDS) in den 70er-Jahren,  seine Jugend und seinen Blick auf die Rolle von Rudi Dutschke als politischer Kopf und Sprecher der Studentenbewegung.

1968 war Pflüger noch ein Schüler von 14 Jahren, trug lange Haare wie alle und war politisch engagiert in einer Schul-AG. „Ich wollte den ganz Linken etwas entgegen setzen“, erklärt er seine politische Orientierung. Vieles sei damals wirr und antiautoritär gewesen, aber es war auch nötig, findet Pflüger: „Ja, es gab den Muff von 1000 Jahren. Es ist eine Generation herangewachsen, die anfing Fragen zu stellen — wie eine Putztruppe gegen alte Nazis.“ So sei die 68er Revolution eine gute und wichtige gewesen.

Die Rolle von Rudi Dutschke sieht Pflügler dagegen eher kritisch. Dutschke sei eine Ikone gewesen, eine beeindruckende Person, aber kein Demokrat. Mit einem „Rechten“ wie ihm, habe er „gar nicht erst reden wollen“.

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