Neuss Neusser Kammerorchester spielt Festkonzert in bestechender Form

Neuss · Ein solches Jubiläum sollte es öfter geben: Das Neusser Kammerorchester (NKO) feierte in einem prächtigen Festkonzert sein 60-jähriges Bestehen vor endlich einmal wieder großem Publikum im Zeughaus. Auffallend waren die vielen jungen und jugendlichen Zuhörer - in diesen Zeiten ein beneidenswerter Zuspruch. Bürgermeister Reiner Breuer würdigte in einer kurzen Ansprache die Leistungen des Gründers, Professor Wilhelm Schepping, und der Dirigenten Karl Kühling und Joachim Neugart. Dann bekannte er: "Das Orchester ist mir richtig ans Herz gewachsen, seit es mich im vergangenen Jahr auf meiner ersten Dienstreise in unsere Partnerstadt Rijeka begleitete."

Für das Festkonzert hatte Joachim Neugart, seit 18 Jahren Dirigent des NKO, höchst populäre Werke in großer sinfonischer Besetzung ausgewählt. Zu Beginn erklang die herrlichste aller Mozart-Ouvertüren zu "Die Hochzeit des Figaro". Es ist die Lustspielouvertüre schlechthin, sprudelnde Lebensfreude breitet sich bis zum Fortissimo-Jubel aus. Mitreißend nahm das Orchester Neugarts schnelles "Presto" auf und spielte in allen Stimmen bewundernswert sauber.

Mit Hörnern, Pauken und Trompeten ist das Orchester auch sehr üppig besetzt bei dem "Konzert für Klavier und Orchester C-Dur" (KV 467) von Wolfgang Amadeus Mozart.. Das lange Vorspiel des Orchesters im Marschrhythmus zeigt, dass Mozart Solo und Tutti als gleichberechtigte Partner versteht.

Die deutsch-japanische Pianistin Mariko Sudo, seit vielen Jahren dem NKO musikalisch verbunden, machte ihren Part vor allem im letzten Satz zum Virtuosenerlebnis. Unüberhörbar die Figaro-Nähe im zauberhaften Andante, das in "Film, Fernsehen und Supermarktbeschallung eine steile Karriere hingelegt hat", wie Michael Köhne, der Vorsitzende der Freunde und Förderer des Neusser Kammerorchesters, im ausführlichen Programmheft schreibt.

Die "Sinfonie Nr. 103 Es-Dur" von Joseph Haydn hat wegen der originellen Eröffnung den Beinamen "mit dem Paukenwirbel". Den inszenierte Bärbel Hammer-Schäfer an der Pauke geradezu spektakulär. Auch da wird der langsame Satz, von Joachim Neugart bis zum Allegretto beschleunigt, zum musikalischen Ereignis.

Und auch das Finale gelingt in spannenden dynamischen Schattierungen großartig. Selten hat man das NKO in so bestechend konzentrierter Form und reinem Spiel gehört.

Das Publikum würdigte das mit sehr langem Beifall, bevor es das Jubiläum mit dem Orchester bei einem Empfang im Foyer des Zeughauses feierte.

(Nima)
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