Neuss Neusser Initiative kritisiert "Anti-Inklusions-Polemik"

Neuss · Zahlreiche Elternvereine für inklusive Bildung in Nordrhein-Westfalen haben sich mit einem Offenen Brief an NRW-CDU-Chef Armin Armin Laschet und den FDP-Parteivorsitzenden Christian Lindner gewandt. In dem Schreiben werden die Politiker für ihre angebliche "Anti-Inklusions-Polemik" kritisiert. Auch die Neusser "Initiative gemeinsam leben & lernen" (igll) hat sich an dem Offenen Brief an die Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in NRW beteiligt.

Der igll-Schatzmeister Dieter Kleinbölting erklärt die Hintergründe: "Es ist lächerlich, wie die Politik mit dem Thema umgeht. In 95 Prozent der Fälle funktioniert Inklusion bestens, es werden jedoch ausschließlich die übrigen fünf Prozent in den Fokus gerückt, wo sie nicht funktioniert", sagt Kleinbölting.

Die Elternvereine werfen Laschet und Lindner vor, das Thema Inklusion für ihren Wahlkampf zu instrumentalisieren und sich dabei bedenkenlos einer "hinterhältigen Polemik" zu bedienen. Mit Bildern wie "Inklusion mit der Brechstange", "Förderschulen werden zerschlagen" und "an die Wand gefahren" werde letztlich Stimmung gegen Kinder und Jugendliche mit Behinderung gemacht. Laschet und Lindner werden in dem Schreiben aufgefordert, "statt zu hetzen, konstruktive Vorschläge für eine gelingende Umsetzung der Inklusion in den Schulen zu machen".

Doch Kleinbölting streitet nicht ab, dass beim Thema Inklusion Handlungsbedarf besteht. Ein Problem sei dabei fehlende Bereitschaft, dafür vorgesehene Gelder auch einzusetzen. "Auch vom Rhein-Kreis wird viel Geld für die Inklusionsförderung zur Verfügung gestellt. Nur leider wird es von manchen Schulen nicht dafür ausgegeben", sagt der igll-Schatzmeister - und nennt Beispiele. So seien von für Inklusionsförderung vorgesehenen Geldern unter anderem Intelligenztestkoffer oder Schultoilettensanierungen bezahlt worden.

"Das Problem ist, dass die Leute, die dafür verantwortlich sind, nicht zur Rechenschaft gezogen werden", sagt Kleinbölting und fügt hinzu: "Offensichtlich schafft es das Land nicht, allen Schulen ein Konzept mitzugeben, wie sie Inklusion organisieren können."

(jasi)
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