Neuss Neusser Herzspezialist beeindruckt Fachwelt

Neuss · Der Neusser Professor Michael Haude beeindruckt mit einer klinischen Studie über medikamentenbeschichtete Stents Kollegen in aller Welt.

 Professor Michael Haue, Chefarzt am Lukaskrankenhaus, arbeitet an neuen Methoden, um verschlossene Gefäße wieder dauerhaft zu öffnen.

Professor Michael Haue, Chefarzt am Lukaskrankenhaus, arbeitet an neuen Methoden, um verschlossene Gefäße wieder dauerhaft zu öffnen.

Foto: woi

Die Fachwelt staunt über das Ergebnis einer klinischen Studie des Neusser Lukaskrankenhauses über medikamentenbeschichtete Stents, die Gefäßverschlüsse aufweiten — und anschließend vom Körper abgebaut werden. Für Professor Michael Haude (53), der als Herzspezialist diese Studie geleitet hat und deren Ergebnisse auf Anhieb in dem führenden amerikanischen Medizinerjournal "The Lancet" veröffentlichen konnte, sind diese am Ende spurlos verschwindenden Stützen für die Innenwände von Gefäßen die Zukunft im Kampf gegen den Herzinfarkt.

"Diese Technik markiert den Beginn der vierten Epoche der Interventions-Kardiologie und ist in fünf Jahren deren Arbeitspferd", sagt er. Am "Lukas" kann er diese Technik schon jetzt anbieten, die — bei entsprechender klinischer Indikation — von den Krankenkassen bezahlt wird.

Haude kam im Juni 2006 aus Essen ans Lukaskrankenhaus, das ihn auch mit der Funktion eines akademischen Lehrkrankenhauses lockte. Den Schritt hat er nie bereut. Ihn freut, dass sich das "Lukas" mit Studien wie seiner zu Verschlüssen in den Herzkranzgefäßen auch als Lehrkrankenhaus positionieren kann. Die Publikation zeige zudem die große Reichweite der Medizinischen Forschung in Neuss und dass diese, so Haude, "in der kritischen Fachwelt angesehen ist".

Als Haude seinen Dienst als Chefarzt der Medizinischen Klinik I (Kardiologie, Nephrologie und Pulmonologie) antrat, tat er das mit dem Versprechen, neue Methoden gerade bei der Behandlung der Gefäßerkrankungen einführen zu wollen. Die Magnesium-Stents, an deren Entwicklung er mitgearbeitet hat, waren da schon bekannt, aber ebensowenig eingeführt wie in ihrer Langzeitwirkung erforscht. Mit Hilfe von 46 Neusser Herzpatienten konnte das nachgeholt werden. Ergebnis: Die Magnesium-Stützen, in Abgrenzung zu den seit Jahren gebräuchliche Stents als "Scaffold" in die Medizinterminologie eingeführt, weiten verschlossene Gefäße genauso zuverlässig wie die Stents — aber ohne deren Langzeitfolgen.

Als die Interventions-Kardiologen vor gut 30 Jahren die Technik entwickelten, von der Leiste aus eine Sonde einzuführen, um "verstopfte" Herzkranzgefäße ohne große Operation wieder durchgängig zu machen, wurden diese Verschlüsse mit einem Ballon aufgeweitet. Mitunter platzten die Adern, dann wurde aus dem kleinen Eingriff ein akuter Notfall, oft setzten sich die Gefäße aber auch schnell wieder zu. Stents aus Edelstahl oder später Kobalt verhinderten das, blieben aber als ein Fremdkörper im Körper. Der wehrte sich gegen diese Implantate — mit der Folge, dass diese Ankerpunkt für neuerliche Verschlüsse wurden. Medikamente mussten so ausgelöstes "überschießendes Zellwachstum" eindämmen. In einem dritten Schritt wurden diese Medikamente direkt auf den metallischen Träger aufgetragen, konnten das Auftreten neuerlicher Thrombosen aber nur verzögern. Erst der sich auflösende Magnesium-Scaffold beseitigt auch dieses Problem. "Denn die Stütze wird nur drei bis sechs Monate gebraucht", sagt Haude. "Danach trägt sich die Arterie wieder selbst."

(NGZ/rl)
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