Neuss Neusser Frauen in der großen Politik

Neuss · Astrid Westermann (SPD) und Dagmar Betz (CDU) reisten zu den Bundesparteitagen ihrer Parteien - und zu früh zurück.

 Astrid Westermann wurde von Daniel Rinkert nach Berlin begleitet.

Astrid Westermann wurde von Daniel Rinkert nach Berlin begleitet.

Foto: SPD

Wenn es für den von seiner Partei mit einem schlechten Ergebnis abgestraften SPD-Bundesvorsitzenden Siegmar Gabriel ein Trost ist: Astrid Westermann hätte ihn gewählt. Aber sie konnte nicht. Die Kreistagsabgeordnete aus Neuss, die zum ersten Mal als Delegierte an einem Bundesparteitag ihrer SPD teilnahm, hatte in Neuss noch Dringenderes zu tun. Sie flog gleich nach Gabriels Rede in die Heimat, um als Geschäftsführerin der Neusser SPD-Ratsfraktion an einer Vorstandssitzung teilzunehmen.

Die beiden großen Volksparteien hielten am Wochenende ihre Bundesparteitage ab, zu denen auch Delegationen aus Neuss anreisten. Astrid Westermann kam alleine mit dem neuen SPD-Kreisvorsitzenden Daniel Rinkert nach Berlin, während die CDU mit großer Mannschaft nach Karlsruhe fuhr. Diesem Delegiertentrupp um den Kreisvorsitzenden Lutz Lienenkämper schloss sich Dagmar Betz an, die - ebenso wie ihre Neusser Kollegin Westermann - in der Tagespolitik weniger im Vordergrund steht. Aber Betz reiste auf persönliche Einladung des CDU-Generalsekretärs an!

Peter Tauber hatte sie im Vorjahr in eine 40-köpfige Reformkommission der Bundes-CDU berufen, deren Modernisierungskonzept "CDU 2017" am Montag von den Delegierten auch angenommen wurde -wenn auch mit Änderungen. "Das Papier ist beschlossen, jetzt fängt die eigentliche Arbeit an", sag Betz, die als Gast auch Werbung für den Verein "C-Netz" machte, der als "Think-Tank" die Digitalisierung als eine der zentralen Herausforderungen für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands begreift. Doch trotz Standdienst und Treffen mit Kollegen der "Tauber-Kommission" blieb für Betz Zeit, sich die Rede von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag und die des CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer gestern früh anzuhören. "Herr Seehofer wirkte fast lammfromm, als wollte er sich entschuldigen", berichtet Betz.

Für Astrid Westermann war der Parteitag auch ein Forum, um Kontakte zu knüpfen. Vor allem aber genoss sie es, mal abgehoben von der kommunalen Tagespolitik "sozialdemokratische Politik pur" zu erleben. Dazu konnte sie die Rede der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Leitantrag zur Flüchtlingspolitik hören, die sie sehr beeindruckte. Und Westermann konnte sich mit allen Anträgen auseinandersetzen, auch wenn sie selbst den Antrag des SPD-Ortsvereins Neuss-Süd, den man ihr drei Stunden vor der Abfahrt mit auf die Reise gegeben hatte, nicht mehr platzieren konnte. Der Vorschlag des Neusser Ortsvereins, auf eine Resolution zu dringen, die den Syrieneinsatz der Bundeswehr missbilligt, kam zu spät.

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort