Betreuung in den Sommerferien 33 Kinder werden in Neuss zu Zauberschülern

Neuss · Die Ferienbetreuung der Christusgemeinde nimmt Kinder mit auf die Spuren von Zauberer Harry Potter. Auch ein Ausflug zum Planetarium in Erkrath ist geplant.

In dieser Woche steht Hogwarts an der Drususalle. Von außen betrachtet sieht die Zaubererschule zwar immer noch aus wie das Gemeindezentrum im Martin-Luther-Haus, aber bestimmt tarnt sich das Haus nur für Nicht-Magier. Die Kinder des Ferienprogramms „Auf den Spuren von Harry Potter“ kann auch ein Gemeindehauscharme nicht täuschen. Sie wissen genau, wo sie hin müssen.

Denn sie haben sich dafür bei der evangelischen Christusgemeinde angemeldet. Bevor es jedoch mit dem richtigen Programm losgehen kann, müssen sich die Schüler erst einmal vorbereiten. Und wo könnte man das besser als der Winkelgasse – der berühmtesten Shoppingstraße der Zaubererwelt?

Eilig rennen 33 angehenden Zauberschüler durch die Flure, um die Gasse aufzuspüren. Unter dem Dach werden sie schließlich fündig, dort steht die Zaubererbank Gringotts, an der die Kinder ihr erstes magisches Geld bekommen. Dann geht es auch schon weiter, denn Zauberstäbe, Scherzartikel, Zauberbücher und ein (Kuschel-)Tier wollen schließlich auch besorgt werden.

 Auch ein gebastelter Zauberstab gehört zur Ausrüstung.

Auch ein gebastelter Zauberstab gehört zur Ausrüstung.

Foto: Marie Ludwig

„Es gibt sogar Bertie-Botts-Bohnen aller Geschmacksrichtungen“, sagt Madison und nagt vorsichtig an einer der Zucker-Bohnen – man kann schließlich nie wissen, ob sie vielleicht nach Popel schmeckt. Die Neunjährige ist Harry-Potter-Fan und gemeinsam mit ihrer Freundin Ida gekommen. „Es gab so viele Anmeldungen wie noch nie“, sagt Betreuerin Mascha Degen. Die Sozialarbeiterin hat das Konzept für die Mottowoche gemeinsam mit einem rund zehnköpfigen Team aus Ehrenamtlichen mit viel Liebe zum Detail entworfen: Aus Heißkleber und Stiften haben sie Zauberstäbe gefertigt. Tragen selbst Spitzhut und Umhang und unter der Decke der großen Halle – dem Jugendtreff im Keller – hängen selbstgemachte Pappmaschee-Kerzen. Sogar der dreiköpfige Hund Fluffy hat einen eigenen Raum, den die Kinder aber besser nicht betreten sollten.

„Wir haben uns seit Ende Februar auf diese Woche vorbereitet und total darauf gefreut“, sagt Konfirmand Johannes Schmid, der in dieser Woche die Rolle von Zaubertranklehrer Severus Snape übernimmt. Als Hauslehrer trägt der 13-Jährige auch die Verantwortung für eines der vier Häuser: Slytherin. Welche Kinder er in seiner Gruppe hat, erfährt Johannes aber erst bei der Auswahl. „Einige Eltern haben bei uns sogar vorher angerufen und gesagt, in welches Haus ihr Kind gerne möchte“, sagt Degen und klingt dabei schon etwas verwundert über den Harry-Hype. Bei der Zusammensetzung der Gruppen hat sie darauf geachtet, dass beispielsweise Geschwister nicht in das gleiche Haus kommen, da sich die Kinder untereinander kennenlernen sollen. „Ich möchte auch nicht alle Klischees aus dem Buch wieder aufleben lassen“, sagt sie. Und deshalb sind die Slytherins eben nicht böse, sondern schlau und ehrgeizig.

 Bei Gringotts bekommen die Kinder ihr erstes magisches Geld.

Bei Gringotts bekommen die Kinder ihr erstes magisches Geld.

Foto: Marie Ludwig

Zurück zur Auswahl im Gemeindesaal: Nacheinander kommt jedes Kind auf die Bühne, und der sprechende Hut weist ihnen als Stimme aus dem Off ihr Haus zu. Madison ist nach Hufflepuff gekommen, wäre aber viel lieber bei Freundin Ida in Slytherin. Gut, dass es keinen ständigen Wettkampf zwischen den Häusern geben soll, findet Madison.

Als nächstes basteln die Kinder eine Krawatte in den Farben ihres Hauses: rot für Gryffindor, blau für Ravenclaw, gelb für Hufflepuff und grün für Slytherin. In der Woche sollen noch einige selbstgebastelte Accessoires dazukommen, damit sich das Gemeindezentrum mehr und mehr in Hogwarts verwandelt. „Ich denke unsere Gemeinde ist säkularisiert genug, dass wir ein solches Ferienprogramm anbieten können“, findet Degen. Bei diesem Angebot solle die Kirche auch weniger eine Rolle spielen; „wir sind ja nicht auf den Spuren von Johannes dem Täufer unterwegs“, sagt sie. Vielmehr ginge es darum, den Kindern eine tolle Woche – mit Quidditch und auch einem Ausflug zum Planetarium nach Erkrath – zu bescheren. Die positive Verknüpfung mit der Gemeinde solle sich so ganz automatisch ergeben.

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