50 Jahre Krankenhaus auf der Neusser Furth Das Lebenswerk der Johanna Etienne

Nordstadt · Das ehemalige Ordenskrankenhaus der Augustinerinnen ist heute eine von 14 Tochtergesellschaften und das Flaggschiff der St.-Augustinus-Gruppe. Am 6. Oktober feiert das Haus sein 50-jähriges Bestehen auf der Furth

 Generaloberin Praxedis (l.) mit Oberin Schwester Josefa (2.v.l.) und den Ordensfrauen Schwester Bernadette und Schwester Gudula vor dem Porträt der Ordensgründerin Johanna Etienne, die auch Namensgeberin für das Krankenhaus auf der Furth ist.

Generaloberin Praxedis (l.) mit Oberin Schwester Josefa (2.v.l.) und den Ordensfrauen Schwester Bernadette und Schwester Gudula vor dem Porträt der Ordensgründerin Johanna Etienne, die auch Namensgeberin für das Krankenhaus auf der Furth ist.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Schwester Gudula erinnert sich gerne an das Jahr 1968. „Endlich konnte unser Orden das neue Krankenhaus beziehen. Mit mehr als 50 Schwestern haben wir die Stationen eingerichtet und etwa 70 Patienten aus dem Herz-Jesu-Krankenhaus dorthin verlegt. Es wurden aber schnell sehr viel mehr“, erzählt die 84-jährige Krankenpflegerin, die von 1976 bis 1983 und von 1993 bis 99 Hausoberin im „Etienne“ war.

Namensgeberin des katholischen Krankenhauses war ebenfalls eine Ordensschwester: Johanna Etienne, die dem Düsseldorfer Cellitinnen-Orden angehörte, wurde 1844 nach Neuss entsendet, um das städtische Hospital dort zu leiten. Zwei Jahre später gründete sie die Augustinerinnen.

Fast 100 Jahre lang hatte die Ordensgemeinschaft das Herz-Jesu-Krankenhaus in der Neusser Innenstadt geführt, bevor der Neubau am Hasenberg entstand. „Die Räumlichkeiten wurden den Anforderungen nicht mehr gerecht“, erinnert sich Schwester Gudula. Also entschied der Orden Mitte der 1960er Jahre, im Norden der Stadt auf Bauland, das die Ordensschwestern geerbt hatten, ein modernes Krankenhaus zu bauen. Das betrieb er bis 2004 auch selbst.

Von Beginn an dabei war Schwester Josefa, heute Hausoberin am „Etienne“ und eine von fünf dort verbliebenen Augustinerinnen. Kurz nach der Gründung begann sie dort ihre Ausbildung in der Krankenpflege. „Schon damals wurden wir vom Deutschen Krankenhausinstitut in Düsseldorf angehalten effizient zu arbeiten, keinen Weg zu viel zu gehen und die Kranken in Gruppenpflege zu betreuen“, erzählt sie.

Inbegriff des sozialen Engagements am „Etienne“ ist Schwester Praxedis, seit 2008 Geraloberin der „Genossenschaft der Barmherzigen Schwestern nach den Regeln des heiligen Augustinus“. „Wir waren nie nur ,Betschwestern‘, sondern alle immer berufstätig“, bringt es die 74-Jährige Krankenpflegerin und Sozialarbeiterin auf den Punkt. Ihr Leben haben sie nicht nur in den Dienst des Ordens, sondern auch in den des Krankenhauses gestellt.

Schwester Bernadette hat nach einer Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin das Labor im „Etienne“ mit aufgebaut und 20 Jahre geleitet. Heute bildet die 79-Jähre die Brücke zu Azubis und Praktikanten und arbeitet eng mit der Pflegedienstleitung zusammen.

Dass der Orden seit 2004 nur noch indirekt Eigentümer und Betreiber des Johanna-Etienne-Krankenhauses sei, schmerze schon, sei jedoch mangels Nachwuchs unabwendbar gewesen, räumen die Augustinerinnen ein.

Im Jahr 2002 fasste die Neusser Ordensgemeinschaft den Beschluss fast alle Einrichtungen in die eigene Stiftung „cor unum“ zu überführen, um ihren Fortbestand zu sichern. Heute ist die St. Augustinus-Gruppe als operative Tochter der Stiftung Trägerin des Krankenhauses – und das „Etienne“ das Flaggschiff unter 14 Tochtergesellschaften.

Ihren Einfluss haben die Augustinerinnen bewahrt. Auch die Weiterführung der Tradition von Ordensschwestern im „Etienne“ scheint gesichert. 2016 kamen Ordensfrauen aus Indien nach Neuss und gründeten am „Etienne“ ihren eigenen Konvent.

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