Neuss Neusser Auen unter die Lupe genommen

Neuss · Die Tour "Neuss Natur" gab Einblick in Naturschutzprojekte vor Ort. Peter Hilgers teilte dazu aus seinem reichen Erfahrungsschatz mit.

 Peter Hilgers (r.) führte die Teilnehmer der "Neusser-Natur-Tour" von Neuss-Marketing und NGZ mit dem Fahrrad auch zum Rhein bei Grimlinghausen.

Peter Hilgers (r.) führte die Teilnehmer der "Neusser-Natur-Tour" von Neuss-Marketing und NGZ mit dem Fahrrad auch zum Rhein bei Grimlinghausen.

Foto: L. Berns

Peter Hilgers ist Diplom-Geograf und hat 25 Jahre im Amt für Umwelt und Stadtgrün gearbeitet. Von seinem dort erworbenen Kenntnisschatz konnten die 21 Teilnehmer profitieren, die sich am Samstag der Tour "Neusser Natur" anschlossen. Das Konzept: Eine Fahrrad-Tour durch die Neusser Rheinauen in fachkundiger Begleitung. Das Ergebnis: Die Teilnehmer der von Neuss Marketing und NGZ angebotenen Exkursion erhielten jede Menge Informationen zu Naturschutzprojekten der Stadt Neuss - und das sogar aus erster Hand.

Hilgers entschied sich für eine Route durch den Neusser Süden mit Zwischenstopps an interessanten Orten. Den Anfang machte die Ölgangsinsel, die als grüner Zipfel zwischen Hafen und Rheinlauf liegt. Das Areal ist das älteste Neusser Naturschutzgebiet und besteht seit 1977. Der Name leitet sich aus der Bezeichnung Aalgang ab, da sich in dem dort liegenden Altarm gerne Aale im stehenden Gewässer aufhielten. Der Natur wird dort der Freiraum eingeräumt, sich wieder zu einer typischen Rheinaue zu entwickeln. "Es wird aber noch rund 30 Jahre dauern, bis die in den 1950er Jahren angepflanzten Pappeln einem normalen Auenbewuchs gewichen sind", erklärte Peter Hilgers. Graureiher, die dort eine Brutkolonie bilden, und der Schwarzmilan fühlen sich aber in der Aue schon jetzt wohl.

Zweite Station war der Rheinpark, 2002 entstanden als Teil des Euroga-Projektes und beliebtes Naherholungsgebiet der Neusser. Auch dort passiert einiges in Sachen Naturschutz. Es wurden Sumpfgebiete angelegt, die über Grundwasserpumpen mit genügend Wasser versorgt werden, so dass sich zahlreiche Amphibien ansiedeln konnten. Neben angelegten Wegen durch extensiv gemähten Wiesen gibt es Flächen, die sich selbst überlassen wurden. Dort hat sich ein großer Artenreichtum entwickelt. So auch auf dem Gelände einer ehemaligen Farbfabrik, die im Krieg zerstört wurde. Dort wurde schon ein Wanderfalke gesichtet, und zahlreiche Fledermäuse schwirren in der Dämmerung umher.

Beim dritten Stopp der Tour ging es um den Uedesheimer Rheinbogen. Im Zuge der Verlegung der Deiche nach hinten, damit der Rhein mehr Ausdehnungsfläche bekommt, blieben die alten Deiche bestehen. Ihr halbtrockener Grasbewuchs bildet einen Lebensraum, auf dem der Große Wiesenknopf-Ameisenbläuling wieder heimisch werden könnte. Die Biologische Station des Rhein-Kreises hat mehrere Versuchsflächen angelegt, aber noch ist die Population dieses Schmetterlings nicht stabil.

Nach einer verdienten Pause in einem Biergarten ging es langsam wieder in Richtung Neuss. Bei einem Stopp am schwarzen Graben, einem Bruchwaldgebiet in Rosellerheide, ging es um Feuchtgebiete, die - weil durch den Braunkohletagebau in der Region der Grundwassersspiegel gesunken ist - derzeit noch künstlich bewässert werden. Das Phänomen ließ sich noch einmal am Norfbach demonstrieren, der ohne Einspeisung auch wieder trocken fallen würde.

(NGZ)
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