Wohnkomplex Görlitzer Straße in Neuss Zwei Hotels und 108 Mini-Appartements

Für Wohnungen in einem Bürokomplex an der Görlitzer Straße werden Mieten von 20 Euro je Quadratmeter verlangt.

 Hotels und Kleinst-Appartements  sind an der Görlitzer Straße 3 im ehemaligen Besoldungsamt geplant.

Hotels und Kleinst-Appartements sind an der Görlitzer Straße 3 im ehemaligen Besoldungsamt geplant.

Foto: Animation: Solidare

Neuss Hotelneubau auf dem alten Pierburg-Gelände, Hotelpläne für die „Speicherstadt“ und für das Areal der ehemaligen Schraubenfabrik: Zu dieser Fülle geplanter oder schon im Bau befindlicher Projekte kommen jetzt (zwei!) neue an der Görlitzer Straße im Rheinparkcenter mit zusammen 226 Zimmern und 408 Schlafplätzen hinzu. Die Pläne, hinter denen zwei unterschiedliche Investoren stehen, hält die Stadtverwaltung für genehmigungsfähig und stellte sie am Donnerstagabend im Planungsausschuss vor. Trotzdem gab es empörte Stimmen. Denn für 108 Micro-Appartements, die die „Solidare Real Estate Holding“ ebenfalls in dem ehemaligen Landesamt für Besoldung schaffen will, sollen Mietpreise von bis zu 20 Euro je Quadratmeter aufgerufen werden. Das fand Heinrich Thiel (UWG) „ziemlich abgeschmackt“.

Das ehemalige Landesamt, von der Stadt auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle schon als Notunterkunft ins Auge gefasst, steht seit 2009 leer. Planungsdezernent Christoph Hölters sprach deshalb auch von einer Revitalisierung des siebenstöckigen Bürokomplexes, die zu begrüßen sei. Doch wie Revitalisierung aussieht, dazu entwickeln die Besitzer selbst immer wieder neue Vorstellungen.

Zunächst plante die Kölner Projektgesellschaft „Görlitzer Straße 3“ 68 altengerechte Wohnungen vom zweiten Stock an aufwärts – und darunter Büros und Gewerbe. Dann teilte und verkaufte sie den 1977 errichteten Komplex, setzte eine 2016 erteilte Baugenehmigung nicht um. Der größte Teil ging an die „Solidare“, die schon im Juni 2017 entrümpeln ließ. Damals sollten noch rund 200 Kleinstwohnungen mit Größen zwischen 20 und 50 Quadratmetern entstehen. Der Bauantrag aus dem Februar klingt nun wieder anders. 108 Kleinstwohnungen mit 17 bis 27,5 Quadratmetern sollen nun in dem entkernten Klotz gebaut werden – für Studenten oder Berufspendler. Den größten Teil der fast 17.000 Quadratmeter großen Nutzfläche soll aber ein 166-Zimmer-Hotel mit 176 Betten belegen. Für Geschäftsreisende oder Monteure.

Daneben setzt der Alteigentümer unter der Adresse Görlitzer Straße 5 eigene Pläne um. Auch er plant ein Hotel – mit weniger Zimmern aber mehr Betten, weil offensichtlich auch eine andere Zielgruppe angesprochen werden soll. Der Meerbuscher Architekt Matthias Hemmrich, der für das Kölner Unternehmen plant, spricht von einer Kombination von Hostel und Apparthotel – mit Familienzimmern und kleinen Appartements. „Ein klassischer Hotel-Service mit Restaurant ist nicht vorgesehen“, betont der Architekt, vielmehr versorgen sich die Gäste aus Snack- und Getränkeautomaten (Grab and Go), beziehungsweise einer Café-Bar – möglicherweise auch da mit Selbstbedienung. Die Baugenehmigung für beides ist möglich, allerdings wird noch eine Bewertung der verkehrlichen Aspekte verlangt.

Streit kam nur auf, weil Volker Heller von der „Solidare“ auf Nachfrage klarstellte, dass er von einer 25-Prozent-Quote für öffentlich geförderte Micro-Appartements, deren Miete damit auf knapp sechs Euro gedeckelt wäre, nichts wissen will. Die hatte der Rat aber auch nur für Neubauvorhaben beschlossen, ärgerte sich Sascha Karbowiak (SPD). Während Manfred Bodewig (FDP) den Ruf nach der Quote als investorenfeindlich geißelte, zeigte sich Ingrid Schäfer (CDU) überzeugt, dass der Markt die Mietvorstellungen des Investors schon korrigieren werde.

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