Neuss Xerox schraubt an der Digitalisierung

Neuss · Es ist noch nicht so lange her, da erschien der Kauf von Druckertinte so teuer wie das Edelparfüm Chanel No. 5. Wer heute mit dem Druckgeschäft Geld verdienen will, muss aber mehr leisten als Tinte verkaufen. "Beim Drucken sind wir in einigen Bereichen Weltmarktführer", sagt Jacqueline Fechner, Deutschlandchefin des Druck- und Dokumentenspezialisten Xerox.

 Die Zukunft: Die Analyse von großen Datenmengen.

Die Zukunft: Die Analyse von großen Datenmengen.

Foto: DPA

Fechner sitzt im Konferenzraum der Deutschlandzentrale im Neusser Hammfeld. Darin steht ein Kopierer aus den 60er Jahren, ein apartes Museumsstück. Dokumentenmanagement, wie Xerox es von Neuss aus in ganz Deutschland betreibt, funktioniert heute ganz anders. Xerox stellt die Maschinen und Geräte, mit denen in Büros gearbeitet wird, zur Verfügung, übernimmt aber auch den kompletten Service. Das geht weit über den Printbereich hinaus. Xerox ist Dienstleister für Prozesse in Unternehmen, zum Beispiel als telefonischer Kundendienst in der Telekommunikationsbranche, oder auch in der Analyse großer Mengen an Bewerbungen. Xerox scannt und analysiert sie und sucht die besten für den Kunden heraus. So werden ganze Geschäftsprozesse digitalisiert. Warum ausdrucken, was man auch kostengünstiger am Bildschirm verarbeiten und mit Kollegen teilen kann? "Alle wollen weg vom Papier. Wir verstehen uns als Ermöglicher der Digitalisierung, indem wir Prozesse in der Vernetzung und der Auswertung von Daten anbieten", sagt Fechner. Big Data, die Analyse von riesigen Datenmengen, um sie nutzbar für Kunden zu machen, das ist das Geschäftsmodell der Zukunft. Druckertinte war gestern, Daten sind das Öl von morgen. "Big Data ist unsere Kernaufgabe. Und das wollen wir auch nach Deutschland bringen", sagt Fechner. "Wir können durch Software und unsere Dienstleistung die Digitalisierung der Produktion unterstützen."

In der Deutschlandzentrale arbeiten rund 240 Beschäftigte daran. Insgesamt beschäftigt Xerox in Deutschland etwa 3000 Mitarbeiter an 29 Standorten, die zum Teil direkt bei den Kunden untergebracht sind. Neuss ist dafür das Hauptquartier. Und das wächst weiter, etwa weil immer öfter Multifunktionsgeräte in die IT der Kunden eingearbeitet werden müssen. Dafür braucht es Kapazitäten und Mitarbeiter. "Seit zwei bis drei Jahren verzeichnen wir in Deutschland großes Wachstum", sagt Fechner. "Der Hardware-Bereich nimmt überall ab, deshalb ist im Mix die Dienstleistung immer wichtiger."

 Jacqueline Fechner, Deutschlandchefin von Xerox, an einem Kopierer des Konzerns aus dem Jahr 1960.

Jacqueline Fechner, Deutschlandchefin von Xerox, an einem Kopierer des Konzerns aus dem Jahr 1960.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Weltweit hat der Konzern mit klugen Big-Data-Modellen auf sich aufmerksam gemacht. In New hat Xerox ein Mautsystem etabliert, in Los Angeles ein Lenksystem für den Verkehr, das die Parkgebühren je nach Parkplatz-Belegung steuert. "Dadurch entstehen zwischen 10 und 20 Prozent Mehreinnahmen für die Stadt, aber auch deutlich weniger Verkehr", sagt Fechner. Und in Adelaide arbeitet ein Xerox-System, das im Nahverkehr anhand der Fahrscheine Passagierströme erfasst, um so künftige Bedürfnisse von Fahrgästen vorherzusagen. Und gedruckt werden die Fahrscheine auch noch.

(NGZ)
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