Neuss Neuss will Studenten-Stadt werden

Neuss · Wohnungen für Studenten in den Unistädten sind derzeit Mangelware. Die Stadt will versuchen, die Wohnungsnot zu lindern und künftig Wohnraum für Studenten schaffen. Besonders geeignet ist dafür laut Politik das Hammfeld.

 Neuss will Wohnraum für Studenten schaffen.

Neuss will Wohnraum für Studenten schaffen.

Foto: dpa, Peter Kneffel

Wohnen in Hotelschiffen, in ehemaligen Kasernen — oder im Hammfeld: Die Politik sucht deutschlandweit nach Möglichkeiten, die Wohnungsnot der Studenten in den Unistädten zu mindern.

Auch Neuss will Studierende von Düsseldorf nach Neuss holen und davon sogar profitieren. "Für jede Stadt sind Studenten belebend", sagt CDU-Chefin Helga Koenemann. Mit der FDP bringen die Christdemokraten das Thema morgen auf die Agenda des Planungsauschusses, per Dringlichkeitsantrag, denn die Zeit drängt tatsächlich: Das Land hat angekündigt, ein 50 Millionen schweres Förderprogramm aufzulegen. Details dazu sollen im Januar feststehen.

Auch die in Neuss beheimateten Hochschulen gehen das Thema bereits offensiv an. Die Hochschule Neuss für Internationale Wirtschaft ist mit dem Kreis und der GWG bereits in Kontakt, um auch einen Teil der eigenen, derzeit etwa 300 Studenten in Neuss unterzubringen. "Eine Idee ist etwa das Projekt ,Wohnen für Hilfe'", sagt die Hochschulsprecherin Claudia Riepe. Dabei leben Studenten mietfrei in privaten Zimmern oder Wohnungen und leisten pro Quadratmeter bezogenem Wohnraum eine Stunde Hilfe im Monat.

Allerdings stecken diese und andere Ideen für Neuss noch in Kinderschuhen. Die beiden ersten Adressen in Neuss, wenn es um bezahlbaren und öffentlich geförderten Wohnraum geht — der Bauverein und die Gemeinnützige Wohnungs-Genossenschaft (GWG) — sehen bei den Studenten Potenzial für die Quirinusstadt. "Ich bin ziemlich sicher, dass es von Studenten eine große Nachfrage geben wird", sagt Bauvereins-Geschäftsführer Frank Lubig. Statistisch will der Verein Studierende — sowohl den eigenen als auch denen der Uni Düsseldorf — künftig gesondert ausweisen, um einen genauen Überblick über die Nachfrage zu bekommen.

Lubig mahnt allerdings an, dass dafür passende Grundstücke gefunden werden müssten. "Sie können einem Studenten keine Wohnung in Grimlinghausen oder Weckhoven anbieten. Das muss schon eine in Bahnhofsnähe oder im Hammfeld sein", sagt er. Das Hammfeld haben auch die Parteien auf dem Tableau — wegen der guten Verkehrsanbindung.

GWG-Vorstand Stefan Zellnig gibt außerdem zu bedenken, dass es in Neuss bereits an bezahlbarem Wohnraum mangele. "Da sollte es nicht unsere erste Aufgabe sein, auch noch um Düsseldorfer Studenten werben", sagt er. Lubig verweist dabei auf die Idee der Drittverwendung: Dabei werden Gebäude über die modulare Bauweise bereits so geplant, dass sie später leicht anders zu nutzen sind.

Das wird auch deshalb nötig, weil langfristig nach der Wohnungsnot — im Herbst 2013 mit dem doppelten Abiturjahrgang noch einmal verstärkt — der Bedarf eher sinken wird. Doch FDP-Chef Heinrich Köppen denkt schon weiter: "Studenten bleiben oft in den Städten, in denen sie als Student gewohnt haben. Und junge Familien wollen wir gern nach Neuss holen."

(NGZ)
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