Sport in Neuss-Weckhoven Gelebte Inklusion auf dem Fußballplatz

Weckhoven · Beim ersten Fußball-Training nach der Corona-Pause blickte Katja Thinius (49) nur in glückliche Gesichter: „Auch wenn wir viele Auflagen beachten müssen und noch kein richtiges Fußballspiel möglich ist, waren alle so froh, dass es endlich wieder losgeht“, sagt sie.

 Endlich wieder Sport: Katja Thinius und ihr Sohn Jonas auf der Sportanlage de BV Weckhoven.

Endlich wieder Sport: Katja Thinius und ihr Sohn Jonas auf der Sportanlage de BV Weckhoven.

Foto: Andreas Woitschützke

Thinius ist Abteilungsleiterin Inklusion beim BV Weckhoven. Auf der Bezirkssportanlage in Weckhoven ist das gemeinsame Training von Menschen mit und ohne Behinderungen seit rund sieben Jahren ein wichtiger Teil des Sportangebots. Die Inklusionsabteilung Fußball wurde 2013 aus einer Elterninitiative heraus gegründet. „Inzwischen ist sie mit rund 80 Mitgliedern die größte Abteilung im Verein und unser Aushängeschild“, sagt der Vorsitzende Robert Meyen (37) stolz.

Auch die beiden 17 Jahre alten Zwillingssöhne von Katja Thinius gehören zu dieser Abteilung. Einer der beiden hat eine geistige Beeinträchtigung. „Als Julian den Fußball für sich entdeckte, wollte Jonas natürlich dabei sein – aber es gab damals kein Angebot in der Umgebung, das beiden Jungen gerecht geworden wäre.“ Fußball spielen aus Spaß am Sport und an der Gemeinschaft, Teamgeist ganz ohne Leistungsdruck: Danach suchte die Familie, die auf der Furth lebt, und wurde schließlich in Weckhoven fündig.

Schon bald engagierte sich Katja Thinius auch selbst im Verein und übernahm dann vor etwa vier Jahren die Abteilungsleitung Inklusion. Alle Mitglieder des Abteilungsvorstands und des Trainerstabs sind Eltern der jungen Fußballer. „Unsere Trainer sind so engagiert und geduldig, sie erklären alles immer wieder ganz genau und unterstützen die Kinder“, berichtet die Abteilungsleiterin.

Gespielt wird in zwei Gruppen – unter 16 Jahre und über 16 Jahre. Aktuell sind 40 Spielerinnen und Spieler von sechs bis 30 Jahren dabei. Viele Eltern nehmen auch eine weite Anfahrt zum wöchentlichen Training in Kauf, denn in der Nähe gebe es nichts Vergleichbares, so Katja Thinius. Dass dieses Angebot etwas ganz Besonderes ist, bestätigt auch der Vereinsvorsitzende: „Unsere ehrenamtlich tätigen Eltern aus der Abteilung Inklusion sind unglaublich motiviert, mit großem Enthusiasmus dabei – und gefühlt überall“, lobt Robert Meyen. Mit einer „riesigen Energie“ würde das Team Mitglieder werben, Sponsoren suchen, Ausflüge, Feste und Turniere organisieren.

Größte Veranstaltung im Jahr ist das Internationale Handicap-Turnier mit Mannschaften aus vielen Ländern, das am 20. Juni zum siebten Mal veranstaltet worden wäre, wegen der Pandemie jedoch abgesagt werden musste.

Neben Fußball wird auch Boule für Menschen mit und ohne Behinderungen angeboten. Dazu trifft sich eine Gruppe von Erwachsenen einmal im Monat auf der Anlage. Insgesamt bietet der BV Weckhoven, der rund 400 Mitglieder zählt, ein breit gefächertes Angebot an Sportarten von American Football bis Volleyball an. Wer Interesse an einem Fußball-Probetraining in der Abteilung Inklusion hat, kann sich per E-Mail unter katja.thinius@web.de melden.

Christine Sommerfeld

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