Von Loden-Weste bis Gassi-Tasche Jagdmode made in Neuss

Neuss · Gudela und Markus Holthausen aus Neuss haben sich mit ihrer Firma „Waldkauz“ selbstständig gemacht. Angefangen hat alles bei der Jagd.

 Markus und Gudela Holthausen in ihrem Show-Room an der Fringsstraße in Neuss.

Markus und Gudela Holthausen in ihrem Show-Room an der Fringsstraße in Neuss.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

Bei Gudela und Markus Holthausen ist es heimelig. Das Nähzimmer im ersten Stock erinnert an eine Manufaktur aus alten Zeiten, die alten Holzdielen knarren beim Laufen angenehm unter den Schuhen. Viel Zeit verbringt das Neusser Ehepaar hier. Dabei ist das hübsche Stadthaus an der Fringsstraße gar nicht ihr richtiges Zuhause, sondern der Sitz ihrer Firma „Waldkauz“. Was im Wohnzimmer des Neusser Ehepaars begonnen hat, geht nun auf drei Stockwerken mit sieben Mitarbeitern weiter: Dort entsteht Jagdmode made in Neuss.

Der Show-Room im Erdgeschoss zeigt einen Teil von dem, was der Grafikdesigner und die Betriebswirtin in acht Jahren Unternehmensgeschichte geschaffen haben – ganz ohne Privatinvestor oder Bankkredite. Zum Beispiel die „Waldschnepfe“, eine Loden-Weste für die modebewusste Jägerin, oder die Gassi-Tasche „Käckerli“, eine Kombination aus Kotbeutel-Spender und Leckerchen-Behälter. Und ganz hinten in der Ecke, da hebt Markus Holthausen das auf, womit alles einmal angefangen hatte. Es war sein erstes Waldkauz-Produkt, das zunächst eigentlich gar keines sein sollte.

Schuld war der Fuchs. Auf einer Jagd hatte Markus Holthausen das Tier mit einem Mauspfeiffchen näher heranlocken wollen, doch das laute Kramen im Rucksack verscheuchte es. Ärgerlich, dachte Holthausen, und nähte sich kurzerhand mit seiner Zehn-Euro-Nähmaschine vom Trödelmarkt aus einer alten Decke eine eigene kleine Ansitztasche. Ein Fach fürs Handy, eines für das Mauspfeiffchen und Zigaretten, und ein paar Gummihalter für Munition – die Tasche war simpel, aber praktisch. Und beliebt: Schon bald wollte jeder seiner Jagdfreunde eine haben.

 Damit hat alles angefangen: Markus Holthausens erste Ansitz-Tasche, genäht mit einer alten Nähmaschine vom Trödelmarkt.

Damit hat alles angefangen: Markus Holthausens erste Ansitz-Tasche, genäht mit einer alten Nähmaschine vom Trödelmarkt.

Foto: Maren Könemann

Seit etwa zehn Jahren wächst und gedeiht Holthausens Firma nun – zwar langsam, aber dafür sehr erfolgreich. Mittlerweile schmücken über 100 Jagdausrüstungs-Artikel das Produktportfolio von „Waldkauz“, und seit zwei Jahren gehören auch um die 50 Artikel für Outdoor-Ausrüstung der Marke „Steinkauz“ dazu. Holthausens Produkte haben zwar ihren Preis – eine Jagdjacke kann bis zu 600 Euro kosten – doch sie sind qualitativ sehr hochwertig. Die Materialien – hauptsächlich arbeiten die Holthausens mit Loden, einem robusten, sehr teurem Stoff aus reiner Schurwolle – stammen aus Deutschland und Europa, produziert wird entweder im Stadthaus an der Fringsstraße oder bei sogenannten Zwischenmeistern mit Sitz in Deutschland oder Polen.

Einfach war es für die Holthausens jedoch nicht immer. Eine Firma, zwei junge Kinder, ein Hund, die Jagd, und zu Beginn noch der eigentliche Job – nicht einfach, alles unter einen Hut zu bekommen. „Wir hatten schon einige Tiefs. Bei manchen Kontoauszügen wollte man gerne alles einfach hinschmeißen“, erinnert sich Markus Holthausen, und seine Frau, die zuvor 15 Jahre lang bei Peek und Cloppenburg im Personalbereich gearbeitet hat, fügt hinzu: „Es ist wirklich unglaublich viel Arbeit. Oft besprechen wir uns noch vor dem Frühstück, und das geht dann bis Abend so.“ Viel Zeit für Freizeit bleibe da nicht, aber umso schöner sei es dann, wenn man mal wieder mit dem eigenen VW-Camper Urlaub mitten im Wald machen, oder auf die Jagd ins eigene Revier in der Eiffel fahren könnte.

In Zukunft wollen die Holthausens ihre Marke „Steinkauz“ weiter vorantreiben. Mit dem langsamen Wachstum ist das Ehepaar aber höchst zufrieden. „Wir wollen lieber ein gesundes Kind“, erklärt Markus Holthausen mit einem Schmunzeln.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort