Konzert in Neuss Weltklasse-Solisten beim „Gipfeltreffen“ im Zeughaus

Neuss · Mit Isabelle Faust und Antoine Tamestit besuchten zwei Weltklasse-Solisten das Neusser Zeughaus zum „Gipfeltreffen“, so das Motto des Konzertes.

Isabelle Faust und Antione Tamestit traten im Neusser Zeughaus auf.

Isabelle Faust und Antione Tamestit traten im Neusser Zeughaus auf.

Foto: Stadt Neuss

Der Musikwissenschaftler Björn Woll (46), der auch Querflöte und Gesang studiert hat, wartete zur Einführung beim letzten Zeughauskonzert mit einer Überraschung auf: Er lieferte Hörbeispiele des französischen Barockmeisters Monsieur de Sainte-Colombe aus seinen 67 Konzerten à deux violes esgales (Gamben). Eines schöner als das andere, denn die Gambe, der menschlichen Stimme sehr ähnlich, ist, das fällt auf, ein ausgesprochen zärtliches Instrument.

Beim Zeughauskonzert gab es dann drei Werke des französischen Komponisten, allerdings keine Gamben. Stattdessen besuchten mit Isabelle Faust (50) und Antoine Tamestit (43) zwei Weltklasse-Solisten das Neusser Zeughaus zum „Gipfeltreffen“, so das Motto des Konzertes. Noch am Abend zuvor hatten sie das Neusser Programm in der Londoner Wigmore Hall, dem Mekka der Kammermusik gespielt. Isabelle Faust (Violine) und Antoine Tamestit (Viola) bilden zudem ein First-Class-Duo, wie es ganz selten anzutreffen ist.

Natürlich spielten sie die Gambenmusik, aber so rund, profund und ohne Erdenschwere, dass man das „zärtliche“ Instrument nicht vermisste. Dabei war es faszinierend, die Viola transparent als gleichberechtigten Partner zu bewundern. Antoine Tamestit, der seit 2013 sein Instrument am Konservatorium seiner Heimatstadt Paris lehrt, spielt eine „Mahier“-Viola, die Antonio Stradivari 1672 baute. Auch Isabelle Faust spielt eine „Dornröschen“-Stradivari von 1704. Übrigens ist die Violinistin in der aktuellen Saison Artist in Residence unter anderem in der Tonhalle Düsseldorf. Die beiden Duos für Violine und Viola von Wolfgang Amadeus Mozarts sind singuläre Kompositionen, gleichwohl sind sie Meisterwerke ihrer Gattung. Spannender waren die vier kurzen Stücke, zumindest im Zusammenspiel beim „Gipfeltreffen“, aus „Zeichen, Spiele und Botschaften“ des ungarischen Komponisten György Kurtág, darunter „… eine Blume für Tabea...“ (Zimmermann), einst Lehrerin von Antoine Tamestit.

Zu den Meisterwerken der Gattung Duett Violine-Viola gehören auch die „Drei Madrigale“ von Bohuslav Martinú. 1947 geschrieben erreichen die beiden Instrumente durch Akkordspiel, Tremoli und weitere Effekte die Klangfülle eines Streichquartetts. Die rhythmische Energie der Ecksätze bildeten im Zusammenspiel beider Künstler mit dem ätherischen Andante eine vollendete Einheit. Das Zeughaus war gut besucht.

Alle Zuhörer konnten das neue Format „Bildende Kunst zum Konzert“ besichtigen. Entsprechend dem Motto „Gipfeltreffen“ hatte der Neusser Künstler Christoph Rehlinghaus vornehmlich Bergwelten ausgestellt.

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