Vorstellung in Neuss Weitere Datenschnüffler für die Polizei

Neuss · Am Dienstag gab es Einblicke in die Arbeit von Hunden, die Datenträger aufspüren. Bald gibt es Verstärkung.

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Das sind die Datenschnüffler der Polizei

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Foto: Andreas Woitschützke

Der erste Einsatz ließ nicht lange auf sich warten. Bereits am 16. Oktober – Kostenpflichtiger Inhalt einen Tag nach der Einführung der sogenannten Datenspeicherspürhunde bei der Polizei NRW – wurden die speziell geschulten Vierbeiner in Mönchengladbach gebraucht. Dort hatten Ermittler im Zusammenhang mit dem Anschlag von Halle nämlich eine Wohnung durchsucht. Der Einsatz sollte sich lohnen – die Hunde erschnüffelten unter anderem iPads und USB-Sticks. Bereits 85 Mal waren die neuen Spürhunde seit Oktober vergangenen Jahres im Einsatz. In 33 Fällen führte die Suche zum Erfolg. „Zum Teil wurden wir sogar in anderen Bundesländern angefordert“, sagt Andreas Boller, Diensthundeführer von „Theo“, mit dem er seit zwei Jahren zusammenarbeitet. Seit der noch seltenen Spezialausbildung werde Theo fast ausschließlich für die Datenträger-Suche gebraucht. Auch wegen der hohen Auslastung der fünf Spezial-Hunde sollen im Laufe des Jahres fünf weitere Daten-Schnüffler für das Land NRW hinzukommen, wie Thomas Pierenkämper, Dezernent für das Diensthundewesen beim Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste NRW, mitteilte: „Da sind wir in intensiven Überlegungen.“

Am Dienstag gab es im Neusser Bildungszentrum des Landesamtes für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW detaillierte Einblicke, wie solch ein Datenträger-Einsatz für Hunde abläuft. Dazu wurden in sogenannten Tatort-Wohnungen – das sind Trainingszimmer, die realen Wohnungen nachempfunden sind – Datenträger versteckt, die die Hunde erschnüffeln mussten. Solche Trainings-Sequenzen sind Teil der Aus- und Fortbildung für die Diensthunde und deren Führer. Sie finden üblicherweise am Standort Schloß Holte-Stukenbrock statt. Vorgehalten werden die Hunde in Köln und Recklinghausen sowie beim LAFP.

Die Tiere werden auf bestimmte Zielgerüche konditioniert. Bei den Trainings-Einheiten wird mit Belohnung gearbeitet, wie Peter Baumeister, Lehrtrainer für das Diensthundewesen, mitteilt. Die Daten-Spürhunde wurden bislang vorrangig im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Kinderpornografie eingesetzt. Aber auch bei der Bekämpfung von Drogenkriminalität oder in Mordermittlungen sind die Spürnasen bereits gebraucht worden. „Gefunden wurden auch kleinere Datenträger wie USB-Sticks, iPods, SIM-Karten oder auch DVDs. Insofern hat sich die Einführung sehr gelohnt“, sagt Pierenkämper.

Da die Geruchsspuren bei solchen Einsätzen allerdings nur marginal und selbst für ausgeprägte Schnüffelnasen nur schwer wahrnehmbar sind, ist die Suche für die Tiere äußerst anstrengend. Daher arbeiten sie insbesondere bei größeren Objekten grundsätzlich zu zweit. „Sie brauchen nach 20 Minuten eine ausgedehnte Pause, weil die Spürleistung nachlässt“, sagt Pierenkämper.

Die Weiterbildung der Hunde ist nach Angaben des NRW-Innenministeriums eine Konsequenz aus den Fällen in Lügde an der Landesgrenze zu Niedersachsen. Seit 2008 waren dort den bisherigen Erkenntnissen zufolge auf einem Campingplatz mindestens 31 Kinder im Alter von vier bis 13 Jahren in mehr als 1000 Fällen Opfer sexuellen Missbrauchs geworden. Im Zuge der Ermittlungen spürte ein speziell ausgebildeter Hund unter anderem einen USB-Stick in einer Sessel-Ritze auf. Damals musste „Artus“ allerdings aus Sachsen angefordert werden, der dort für die Justiz Datenträger und Handys in Gefängnissen oder für den Zoll erschnüffelt. Die Anreise einer solchen Spürnase dauert nun wesentlich kürzer.

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