Vortrag über die Hanse in Neuss Viel mehr als eine Städtegemeinschaft

Neuss · Im Alten Ratssaal wurde jetzt ein spannender Blick auf die Geschichte der Hanse geworfen – im Hinblick auf den Internationalen Hansetag in Neuss.

 Im Alten Ratssaal (v.l.): Jens Metzdorf, Simon Hopf, Hiram Kümper und Martin Flecken.

Im Alten Ratssaal (v.l.): Jens Metzdorf, Simon Hopf, Hiram Kümper und Martin Flecken.

Foto: Andreas Woitschützke

(nima) Das Forum Archiv und Geschichte Neuss hat jetzt zusammen mit dem Stadtarchiv zu einem Festvortrag im Vorfeld des 42. Internationalen Hansetages (26. bis 29. Mai in Neuss) in den Alten Ratssaal eingeladen. Der Hausherr, Bürgermeister Reiner Breuer, sprach in einem Grußwort von der grenzüberschreitenden Bedeutung dieser weltweit größten Städtegemeinschaft: „Gerade in diesen Zeiten ist Völkerverständigung besonders wichtig, und das beinhaltet dieses Treffen internationaler Städte.“

Der Bürgermeister rechnet an den vier Tagen „Im Fluss der Zeit“ – so das Motto der Hansetage – mit rund 2000 Delegierten aus 16 Ländern. Dann begrüßte er den Referenten der Festveranstaltung. Hiram Kümper, ordentlicher Professor für die Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit an der Universität Mannheim, hatte seinen Vortrag „Ehrbare Kaufleute?! – Neuss und die Hanse“ betitelt.

In seiner lebhaften und spannenden Rede stellte er zunächst die Geschichte der Hanse vor, die nach ihrem stillen Verschwinden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts immer noch fasziniert. Er schlug einen großen Bogen vom Hochmittelalter mit Landwirtschaft und Rohstoffen im Osten sowie Fertigproduktion und Kreditwirtschaft im Westen bis zur Mächtepolitik im Absolutismus, die die Hanse auch in kriegerische Auseinandersetzungen führte.

Im 14. Jahrhundert entwickelte sich die Städtehanse mit regelmäßigen Hansetagen. Der erste fand 1356 in Lübeck statt, der letzte 1669 ebenfalls in Lübeck. „Eine Super-effektive Einrichtung“, nannte das der Referent und zitierte den Sinologen Marcus Herning: „Darauf muss man sich wieder besinnen.“

Neuss war von Beginn an ein Sonderfall, denn die Stadt wurde von Kaiser Friedrich III. nach der erfolgreichen Abwehr der Belagerung durch Karl den Kühnen 1475 zur Hansestadt erhoben. „Ein eigenartiges Privileg in einem sehr losen Verbund“, sagte Hiram Kümper, denn die Stadt wurde nie Mitglied des Hansebundes. „Aber das muss uns nicht traurig machen“, tröstete der Referent, „denn es ist eine Ehre, Hansestadt zu sein.“ Schließlich zitierte er ein lateinisches Gedicht, in dem es in der ersten Strophe sinngemäß heißt: „Wenn man eine Stadt kennenlernen muss, dann ist das Nussia“ (Neuss).

Stadtarchivar Jens Metzdorf bedankte sich mit dem Standardwerk „Geschichte der Stadt Neuss“ von Erich Wisplinghoff. Da das Buch vergriffen ist, musste er es aus den Beständen des Stadtarchivs nehmen. Das aktuelle Werk von Hiram Kümper, „Der Traum vom Ehrbaren Kaufmann: Die Deutschen und die Hanse“, hielt das Bücherhaus am Münster im Alten Ratssaal in ausreichender Anzahl vorrätig.

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